Rezension

Abenteuer zu Zeiten der Hanse

Das weiße Gold der Hanse - Ruben Laurin

Das weiße Gold der Hanse
von Ruben Laurin

Bewertet mit 3.5 Sternen

Um es gleich vorweg zu sagen: der Titel ist irreführend. Es geht hier nicht um das Salz, welches man zu Hansezeiten auch als „weißes Gold“ bezeichnet hat. Es geht in erster Linie um die Geschichte des Bertram Morneweg, einer historischen Figur, die damals tatsächlich gelebt hat.

Damals, das ist die Welt der Hanse im 13. Jahrhundert. Die Geschichte spielt hauptsächlich in Lübeck, der zu jener Zeit wohl reichsten Stadt des Hansebundes. Allerdings lernt der Leser im Verlauf der Geschichte auch andere wichtige Orte der geläufigen Handelswege kennen.

Von Beginn an teilt sich das Geschehen in zwei Handlungsstränge. Zum einen verfolgen wir die Geschichte eines schiffsbrüchigen Jungen, zum anderen die Geschichte eines erfolgreichen Lübecker Ratsherren. Ich will hier nicht zuviel verraten, aber die Zusammenhänge der beiden Handlungsstränge erschließen sich dem Leser im Verlauf des Buches.

Der Junge ist der einzige Überlebende eines Piratenüberfalls, er wird von einem anderen Schiff gerettet und von dessen Kapitän als billige Arbeitskraft behalten. Es ist eine Art Sklavendasein, dass er in Wismar erdulden muss. Sein einziger Trost ist Rebecca, eine weitere Sklavin des brutalen Kapitäns, die sich um den Jungen kümmert. Dabei ist sie selbst nur ein paar Jahre älter als er. Nach schlimmen Jahren gelingt es den beiden, mit einem Gewaltakt dem Kapitän zu entkommen. Sie gelangen nach Lübeck. Dort wendet sich das Blatt für den Jungen. Zunächst verdient er sich etwas Geld mit Jonglieren und Singen auf dem Markt. Dann bekommt er eine Lehrstelle bei einem angesehen Lübecker Kaufmann. Rebecca tritt nach einigen Widrigkeiten in die Kirche ein und wird Schwester im Heiligen-Geist-Hospital. Der Traum des Jungen ist es, bald auf große Fahrt mit einem Schiff gehen zu können, um ferne Orte zu sehen, von denen er bisher nur gehört hat.

Im zweiten Erzählstrang ist der Ratsherr damit beschäftigt, den Neubau des Heiligen-Geist-Hospitals zu beaufsichtigen, den er mit angeregt hat. Er ist nicht nur Ratsherr, sondern auch ein wohlhabender Kaufmann, und er ist sehr sozial engagiert. Ein junger Maler, der für ihn arbeitet, ist unglücklich verliebt und gerät in Schwierigkeiten. Der Ratsherr möchte ihm helfen. Das wird nicht ganz einfach, aber der Ratsherr hat eine glückliche Hand, es besteht durchaus Hoffnung.

Zu Beginn liest sich das Buch etwas unkonventionell, doch man gewöhnt sich schnell an den Stil. Der Autor vermittelt mit seiner bildhaften Sprache einen guten Eindruck von der damaligen Zeit.

An einigen Stellen wirkt die Geschichte aber etwas schleppend, manche Ereignisse erschienen mir nicht ganz durchdacht. Der letzte Teil des Buches dagegen wirkte auf mich sehr gedrängt. Es wurden alle offenen Fragen geklärt, aber manches, von dem ich mir eine ausführlichere Erklärung erhofft hatte, wurde nur in ein oder zwei Sätzen abgehandelt. Für mich sah das so aus, als sollte möglichst schnell ein Ende gefunden werden.

Trotz der Kritik muss ich sagen, dass die Geschichte insgesamt fesselnd geschrieben ist. Das Buch war angenehm zu lesen, hätte aber einen anderen Titel verdient.