Rezension

Abenteuerlich, fantastisch und zäh

Der Talisman - Stephen King, Peter Straub

Der Talisman
von Stephen King Peter Straub

Bewertet mit 3 Sternen

Der zwölfjährige Jack Sawyer hat einen weiten, abenteuerlichen Weg vor sich. Er durchquert fantastische Welten, trifft auf unglaubliche Wesen und sucht nach dem Talisman, der die Rettung ist.

„Der Talisman“ von Stephen King und Peter Straub ist eine Mischung aus Horror, Coming-of-Age- und Fantasyroman. 

Ich liebe die Bücher von Stephen King. Manche gefallen mir besser, andere begeistern mich weniger. Im Normalfall habe ich mit seinen Werken einen guten Griff getan. Deshalb war ich auf „Der Talisman“ neugierig. 

Jack Sawyer ist ein zwölfjähriger Junge, der trotz seiner Jugend am Abgrund des Lebens steht. Der Vater ist tot, die Mutter kämpft mit einer schweren Krankheit und rundherum drohen Gefahren, weil es die Erwachsenenwelt nicht gut mit ihm meint. 

Rasch merkt er, dass die Bedrohung nicht nur von unserer Realität ausgeht. Denn es gibt eine weitere Welt, die sich ebenfalls gegen ihn stellt. Gleichzeitig erfährt er, dass es Rettung für seine Mutter gibt. Er muss den titelgebenden Talisman finden, der ihre letzte Hoffnung ist. Damit begibt er sich auf eine abenteuerliche Reise, die ihn vor das Unglaubliche stellt.

Den Einstieg in den Roman fand ich gut. Jack und seine Mutter checken in ein Hotel ein, weil sie sich aus dem Trubel zurückziehen wollen. Der Junge versteht zwar nicht, warum seine Mum ausgerechnet um diese unübliche Zeit auf Strandferien besteht - es ist zu kalt und die Saison ist längst vorbei - doch er merkt, dass etwas im Argen liegt. 

Bei diesem ersten Teil kam meinem Gefühl nach Stephen King zum Zug. Die Figuren sind mit feinen Details ausgestattet, Gesten, charakterstarke Ausdrucksweisen und das Gefühl der Beziehung zwischen Mutter und Sohn kamen ausgezeichnet hervor. 

Bald folgt für Jack die Erkenntnis, dass auf ihn eine unheimliche Aufgabe wartet und er begibt sich auf die gefährliche Mission, um den Talisman zu finden. Und diese Reise hat mir einiges an Durchhaltevermögen abverlangt. 

Jack stolpert sozusagen von einem gefährlichen und sagenhaften Abenteuer ins nächste. Meistens werden ihm andere Figuren an die Seite gestellt, die zwar nett und teilweise intensiv beschrieben sind, aber für die Gesamthandlung nicht weiter tragend sind. 

Ich hatte ohnehin oftmals das Gefühl, dass die umspannende Rahmenhandlung aus den Augen verloren wurde. Die Autoren konzentrieren sich auf die Zwischenstationen, die in sich genommen fast wie eigenständige Kurzgeschichten wirken. Beim Lesen hatte ich ständig den Eindruck, dass ich nicht von der Stelle komme und es fühlte sich an, als ob der Talisman längst in Vergessenheit geraten ist. Deshalb habe ich den Roman als zäh empfunden. Stimmung und Atmosphäre blieben großteils aus. 

Die Figurenzeichnung beziehungsweise die Charakterisierung dieser war, meinem Eindruck nach, für einen Roman von Stephen King zu banal. Das Gute kämpft gegen das Böse, was sich durch sämtliche Wesenszüge zieht. Demzufolge gibt es in der Handlung kaum Überraschungen, weil auf der Hand liegt, dass es im Sinne der Autoren ausgehen wird. 

Unterm Strich hat mir „Der Talisman“ Geduld und Durchhaltevermögen abverlangt. Die Geschichte an und für sich ist nicht schlecht, doch der Rahmen um den berüchtigten Talisman ist mir zu kurz gekommen. Ich denke, dass vor allem Fantasyleser mehr Freude an dem Abenteuer von Jack Sawyer haben, weil es einige fantastische Elemente enthält.

Jack Sawyers Abenteuer:
1) Der Talisman
2) Das schwarze Haus