Rezension

Abgedreht, spannend, originell

Du - Zoran Drvenkar

Du
von Zoran Drvenkar

Bewertet mit 4 Sternen

Zugegeben: Leicht macht es dieses Buch dem Leser nicht gerade. Das fängt schon mit der Erzählperspektive an. Das Buch ist nämlich durchgehend in der zweiten Person Singular Präsens geschrieben. Drvenkar spricht den Leser also ständig an und lässt ihn somit in verschiedene Rollen schlüpfen: Wir sind ein Massenmörder, der während eines Schneesturms in einem Stau auf der Autobahn stecken bleibt und ein Massaker anrichtet; ein Berliner Großkrimineller, der die gefrorene Leiche seines Bruders findet; ein jugendlicher Nachwuchsdealer; ein reicher Berufsjugendlicher und fünf 16 Jahre alte Mädchen, die an ein paar Kilo Heroin geraten und eine Gewaltspirale auslösen. Letztendlich entwirft Drvenkar zehn verschiedene Handlungsstränge, die fast bis zur Hälfte des Buches fast nichts miteinander zu tun haben. Lange wird viel erzählt, aber nichts erklärt. Irgendwann bewegen sich aber die einzelnen Handlungen aufeinander zu und man erkennt, dass Drvenkar hier eigentlich eine brillant konzipierte Geschichte mit einem extrem gut ausgeklügelten Spannungsbogen vorgelegt hat. Auch sprachlich hat der doch recht stattliche Roman einiges zu bieten: Drvenkar schreibt klar, oft schonungslos und schafft doch auch immer wieder sehr elegante, fast schon kunstvolle Formulierungen. Die Handlung ist bizarr, nicht unbedingt realistisch und zum Teil echt abgehoben. Aber gerade das macht die Geschichte aus. Sehr oft musste ich beim Lesen übrigens an Quentin-Tarantino-Filme denken. Letztendlich hat mir der Roman trotz einiger zu vielen „Dus“ wirklich gut gefallen.