Rezension

Abgründig

Geständnisse - Kanae Minato

Geständnisse
von Kanae Minato

Bewertet mit 5 Sternen

Ein kleines Mädchen ertrinkt im Schwimmbad der Schule, wo seine Mutter unterrichtet. Die Lehrerin beschuldigt an ihrem letzten Arbeitstag vor den Sommerferien zwei Schüler ihrer Klasse, für den Tod ihres Kindes verantwortlich zu sein. Es beginnt ein perfides Spiel aus Rache und Vergeltung. Aus dem aufkommenden Irrsinn bleibt bald niemand der Beteiligten unbeschadet.

Geständnisse ist kein Thriller, es ist ein literarischer Abriss über Wahnsinn, Vergeltung und Selbstjustiz. Dabei ist es gerade die distanzierte, nahezu gefühllose Sprache, die einen nicht kalt lässt. Protokollartig offenbart sich Seite um Seite, zunächst latent, später ganz offensiv, die Bösartigkeit und Abgründigkeit der handelnden Personen bis zur Eskalation. Das Buch setzt sich über alle Grenzen von Moral und Recht hinweg und zeigt menschliche Abgründigkeit in allen Facetten. Dabei ist das Buch beleibe keine Pulp Fiction, kein hirnloser Splatter und kommt ganz und gar blutarm daher. Es ist massiv invasiv, verstörend, geht an die Substanz, setzt gekonnt psycholgische Schraubzwingen an, die dem Druck kaum standhalten. Am Schluss bleibt ein fassungsloser Leser über, froh diesem Strudel an Verkommenheit und Grausamkeit entkommen zu sein.