Rezension

Absolut ehrliche Liebesgeschichte direkt aus dem Leben

Weggeglückt - René B. Werner

Weggeglückt
von René B. Werner

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt: Weggeglückt ist ein Roman über die Liebe. Und ein Roman, der hinter die Fassaden blickt und dem Leser schonungslose Einblicke in die heutige Zeit gibt. Eine kritische Betrachtung über Egoismus, Versuchungen und Verlockungen und der Auseinandersetzung mit der Liebe im 21. Jahrhundert.

 

 

Der allgemeine Meinungs-Stapel

Erster Satz: „Wenn Berlin so verträumt da liegt, seine Umwelt in tristes Grau bettet, die Autos in sich aufsaugt, um sie im nächsten Atemzug in gleicher Menge wieder freizugeben, dann bleiben bisweilen die Zeiger der Zeit für einen Augenblick stehen und manche Menschen nutzen diesen Moment, um kurz innezuhalten und ganz tief Luft zu holen.“

 

Dieser Liebesroman ist so ganz anders als alles, was ich bisher gelesen habe. Der Leser bekommt eine Liebesgeschichte präsentiert; aber, es werden auch mal offen und schonungslos Dinge beim Namen genannt, die vielleicht jeder schon einmal gedacht hat. Die Liebe und Beziehungen werden hinterfragt und der Autor versucht selber ebenfalls zu verstehen, wie Liebe funktionieren kann und ob man dafür das Suchen aufgeben muss, um das Gefundene zu akzeptieren. Gleichzeitig wird dargestellt, wie schnell man dem Reiz des Neuen verfallen kann und dadurch vielleicht etwas verliert, anstatt zu gewinnen.

Einige Szenen waren sehr überzogen und künstlich, dienten aber als sinnvolle Inszenierung, um die Aussage des Autoren zu unterstreichen.

Kritisch sehe ich die Darstellung der Protagonistin. Sie wurde komplett auf ihr Äußerliches reduziert und blieb dadurch sehr oberflächlich. Gleichzeitig hatte ich oft das Gefühl, der Autor sieht sie als die Schuldige, die die Beziehung zum Scheitern gebracht hat. Ich wurde mit dieser unterschwelligen Botschaft einfach nicht warm. Hinzu kam die große Abneigung des Autors gegenüber der Ehe, das absolute Hinterfragen und auch die Darstellung dieser. Ich konnte das nicht nachvollziehen, habe aber auch da viel Frust herausgelesen.

Am Ende bleibt man als Leser etwas ratlos zurück. Man fragt sich: Was wollte der Autor mir damit sagen und grübelt viel über das Beschriebene. Es gab viele wahre Punkte, die gewiss so in der heutigen Zeit & Liebe sind, aber eben auch viel Frust. Dieser Frust und vor allem auch die oberflächliche Beschreibung der Frauen in dem Buch bzw. die Reduzierung auf das Äußerliche hat für mich das Buch abgeschwächt.

 

 

Auf den Lesen-Stapel?

Ja, trotz der negativen Punkte enthält das Buch viel Wahrheit und man denkt auf jeden Fall darüber nach und reflektiert. Die künstliche Überreizung hat zum Buch gepasst, die vielen Fragezeichen am Ende des Buches könnten dem ein oder anderen Leser aber missfallen. Deswegen gibt es von mir mittlere 3 1/2 Sterne, da das Buch durchaus gelesen werden kann, es ist aber nicht absolut perfekt. Und ganz wichtig: Das ist kein rosafarbender Liebesroman! Das Buch wirkt vielmehr wie eine kritische Auseinandersetzung mit dem Glücklichsein und der Liebe der heutigen Zeit.