Rezension

absolut empfehlenswerter Historienroman

Der Pestengel von Freiburg - Astrid Fritz

Der Pestengel von Freiburg
von Astrid Fritz

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext: Freiburg 1348: Unaufhaltsam wälzt sich die Pest von Süden heran. Schuld an der Seuche sollen die Juden sein. Als Clara, Frau eines Wundarztes, herausfindet, dass ihr Sohn das jüdische Nachbarsmädchen Esther liebt, versucht sie mit allen Mitteln, ihn vor der gefährlichen Verbindung zu schützen. Es kommt zu einem Zerwürfnis zwischen Mutter und Sohn und in der gleichen Nacht zu Esthers Verhaftung. Unterdessen erkennt Claras Mann, dass sich der Schwarze Tod in Wirklichkeit durch Ansteckung verbreitet, und schickt seine Familie aus der Stadt. Als er bald darauf selbst an Lungenpest stirbt, kehrt Clara nach Freiburg zurück und tritt sein Vermächtnis an. Wagemutig lässt sie alle Ressentiments hinter sich und sagt nicht nur der Pest, sondern auch dem Hass gegen die Juden den Kampf an.

 

Wieder ein Spitzenroman aus der Feder von Astrid Fritz, leicht und flüssig geschrieben voller Spannung und Emotionen und Mahnung  gegen fremdenfeindlichen Hass zugleich.

Clara, die Protagonistin des Romans, verheiratet mit dem erfolgreichen Wundarzt Heinrich, lebt Tür an Tür mit ihrer Familie zur jüdischen Bevölkerung in Freiburg. Im Großen und Ganzen kommt sie gut mit ihren Nachbarn klar, hegt jedoch wegen der anderen Art zu leben ein paar Vorbehalte. Benedikt, ihr ältester Sohn, der gerade eine Ausbildung zum Steinmetz macht, verliebt sich in die Nachbarstochter Esther, obwohl zur damaligen Zeit eine Verbindung zwischen Juden und Christen sehr heikel ist und eine interreligiöse Ehe verboten ist. Clara versucht ihre Familie zu schützen und versucht daher mit allen Mitteln, die Verbindung der beiden auseinanderzubringen. Gleichzeitig erreichen immer mehr Berichte Freiburg, dass  sich die Pest rasant ausbreitet, was unter allen Bewohnern Freiburgs große Angst schürt, die Bevölkerung wird aufgewiegelt und sucht Schuldige für den Ausbruch der Pest, obwohl diese Freiburg noch nicht erreicht hat und sie finden die vermeintlichen Auslöser in den Juden, die daraufhin verhaftet  werden und verbrannt werden. Gerade die Adeligen und Stadtratsmitglieder waren oft bei den Juden verschuldet, diese Abhängigkeit nährte noch das Misstrauen und die Abneigung und bot mit der Verbrennung die Möglichkeit, sich aller Schulden zu entledigen und über die Verteilung des Nachlasses wieder Vermögen anzuhäufen.

Clara ist entsetzt, sie hatte zwar Ressentiments, aber sie erkennt auch, dass  Angst, Neid und Missgunst und vor allen Dingen auch Habgier zu dem Judenpogrom geführt haben. Als dann die Pest Freiburg erreicht, einer Seuche, der die Wundärzte und Mediziner der damaligen Zeit völlig hilflos gegenüber standen, verändert sich Freiburgs Gesellschaft, während die reichen fliehen, vergnügen sich die armen bis zum Exzess. Menschlichkeit bleibt auf der Strecke, jeder denkt nur noch an sich, die Kirchenvertreter denken nur an ihre eigene Sicherheit. Clara, die ihren Ehemann  durch die Pest verliert, hilft wo immer sie kann und kann das medizinische Wissen, dass sie sich angeeignet hat, einsetzen.

Clara ist in meinen Augen eine sehr stake Protagonistin, die sich im Laufe des Romans entwickelt und sich offen mit den Anfeindungen gegen Juden auseinandersetzt und damit eindrucksvoll gegen Hass und für Menschlichkeit steht.