Rezension

Absolutes Lieblingsbuch!!!!

Das geheime Leben der Violet Grant - Beatriz Williams

Das geheime Leben der Violet Grant
von Beatriz Williams

Es gibt Bücher die liest man und weiß, sie werden dich dein Leben lang faszinieren. Für mich ist eines dieser Bücher "Das geheime Leben der Violet Grant".

Man mag denken: Oh, mal wieder ein Buch in dem es um ein Familiengeheimnis geht, das jemand entdeckt. Gähn. Ja, grundsätzlich geht es um einen Koffer, der im Jahr 1964 der jungen und spritzigen Vivan Schuyler per Post zugeschickt wird. Die junge Frau ist verwundert und beginnt zu recherchieren, was es mit dem geheimnisvollen Koffer so auf sich hat. Hinter der Besitzerin der Koffers verbirgt sich eine Verwandte, über deren Existenz sich Familie Schuyler ausschweigt. Doch Vivian bohrt und recherchiert, sie lässt all ihren weiblichen Charme spielen um an Informationen über die mysteriöse Violet Grant zu kommen und natürlich, sie lüftet das Geheimnis, es gibt ein Happy End und am Ende sind alle glücklich und froh.

Doch das faszinierende an diesem Buch sind die Figuren und der Stil, in dem Williams die Geschichte zweier Frauen erzählt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Da ist auf der einen Seite im Jahr 1914 Violet Grant. Eine junge Wissenschaftlerin, von der Familie wegen ihres unkonventionellen Lebens verstoßen und mit einem Mann verheiratet, der ihr Vater sein könnte, der aber ihr wissenschaftliches Interesse unterstützt und fördert. Sie ist eine fast biedere junge Frau, naiv, züchtig und irgendwie eine graue Maus. Eine Frau, die kaum jemand wahrnimmt, weil sie sich selber nicht wahrnimmt. Die sich in dezenter Kleidung immer dezent im Hintergrund hält, obwohl sie genau weiß, was sie will und was sie kann. Eine Frau, die sich am Ende nimmt, was sie will und für sich und ihr Leben einsteht. Eine zwiegespaltene Person, die erst in den Wirren des ausbrechenden 1. Weltkrieges erfährt, was wahres Glück ist.

Auf der anderen Seite Vivian Schuyler, eine vor Lebensfreude und Charme sprühende Frau, die im Jahr 1964 ihren Weg von der Upper East Side in ein Leben der Selbständigkeit im Job und im Leben geht. Williams fängt dem jeweiligen Lebenston der unterschiedlichen Epochen derart phänomenal ein, dass es eine unglaubliche Freude ist, dieses Buch zu lesen. Man sieht Vivan vor sich, wie sie kokettiert, wie sie sich immer und überall eine Zigarette anzündet und sich diese zwischen ihre knallrot geschminkten Lippen steckt. Wie sie mit schwingenden Röcken und himmelhohen Heels durch ihr Leben stolziert und mit immer einem lockeren und frechen Spruch auf den Lippen bekommt, was sie will.

Je nachdem, ob die Geschichte von Vivian oder Violet erzählt wird, springt der Leser zwischen den unterschiedlichen Stilen und Stimmungen hin und her und wird jedes Mal in die jeweilige Epoche regelrecht hineingezogen. Ich würde gerne mehr von Vivian lesen oder zumindest in diesem Stil! Eine wirklich herzerfrischende Person, mit der man schmunzeln, lachen und empört sein kann. Aber auch Violet begleitet man gerne. Man hadert mit ihr, bibbert um ihr Glück und lächelt, wenn sie einem als alte Dame begegnet und ihre Geschichte zu Ende erzählt, still in sich hinein und denkt sich, Respekt, die hat es ja doch faustdick hinter den Ohren. Mehr davon!