Rezension

Ach, Papa

Ach, Papa - Mareike Nieberding

Ach, Papa
von Mareike Nieberding

Bewertet mit 3 Sternen

Ihre ganze Kindheit und Jugend wurde Mareike Nieberding von ihrem Vater eingesammelt und abgeholt. Egal, wo sie war, egal, wie betrunken, egal, mit wem unterwegs. Um ein Uhr nachts vom Schützenfest, um sieben nach der Schicht in der Kneipe. Ihr Vater war ihr Beschützer, Tröster, ein gnadenloser Optimist. Wenn sie ihm heute gegenübersitzt, fragt sie sich, wer dieser ergrauende Mann mit den Sommersprossen eigentlich ist, was er fühlt und denkt, ob er glücklich ist. Irgendwann zwischen damals und heute haben die beiden aufgehört, sich kennenzulernen. Wenn er sie vom Bahnhof abholt, reden sie auf dem Weg nach Hause über das Leben von Nachbarn und Bekannten, bis sie schließlich wortlos vor ihrem eigenen stehen. Sie streiten nicht. Sie haben sich nur nichts zu sagen. 

„Ach, Papa“ von Mareike Nieberding ist ein sehr autobiographisches Buch, das durch vielerlei Rückblicke auf die Kindheit der Autorin geprägt ist.
Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Er liest sich recht flüssig und ist modern und jung – repräsentiert die Autorin damit meiner Meinung nach gut. Auch sprachlich war das Gesamtbild für mich authentisch.
Inhaltlich hat mich das Buch jedoch ein wenig enttäuscht, ich habe etwas anderes erwartet. Die angekündigte ‚Entfremdung‘ zwischen ihr und ihrem Vater habe ich aus außenstehender Perspektive als weitaus weniger dramatisch und problematisch empfunden. Somit war der Aufhänger für das Buch in meinen Augen eher nörgeln auf hohem Niveau.
Nichtsdestotrotz begleitet das Buch die Autorin und ihren Vater auf einem Weg zu mehr Kommunikation untereinander. Oder so ähnlich. Für mich hat das Buch eher den Charakter einer Aufarbeitung, der Hauptteil beschäftigt sich mit Vergangenem: Es werden Anekdoten erzählt, Lebensabschnitte resümiert und gedeutet. Der Weg, wie ihr Vater und sie wieder zusammenfanden war scheinbar nebensächlich. Gerade auch, weil dieser ‚Weg‘ hauptsächlich im Inneren eines Menschen gegangen werden muss.
Insgesamt war dieses Buch eine nette Lektüre für zwischendurch – ich selbst habe dadurch eine Anregung bekommen, über die Beziehung zwischen mir und meinem Vater zu sinnieren, die sich jedoch enorm von der im Buch dargestellten Beziehung unterscheidet. Inhaltlich war das Buch jedoch anders als erwartet und hatte für mich eher keinen inhaltlichen Mehrwert.