Rezension

Alles handelt immer von etwas anderem

Hass
von Arne Dahl

„Gier“, „Zorn“, „Neid“ und „Hass“ – diese Emotionen gelten als Triebfedern für Verbrechen, sind aber ebenso Titel der auf vier Bände angelegten Thriller-Reihe des schwedischen Autors Arne Dahl, in deren Mittelpunkt die Opcop, eine im Verborgenen operierende Spezialeinheit der Europol steht. Die Mitglieder kommen aus verschiedenen europäischen Ländern und agieren rund um den Erdball unter der Leitung des Schweden Paul Hjelm.

Hjelm erhält innerhalb kürzester Zeit zwei Nachrichten, die ihn bis ins Innerste erschüttern. Zum einem wird er darüber informiert, dass seine Mitarbeiterin Donatella Bruno durch eine Paketbombe ums Leben gekommen ist, zum anderen überbringt man ihm eine Videobotschaft, auf der FabioTebaldi und seine Kollegin zu sehen sind, die vor zwei Jahren im Zuge von Ermittlungen gegen die 'Ndrangheta spurlos verschwanden. Aber offenbar leben sie doch noch und werden an einem unbekannten Ort gefangen gehalten. Die Frage ist nur, wer hinter dieser Entführung steckt.

Aber es gibt noch weitere „Brandherde“, die das Eingreifen der Opcop-Gruppe erfordern: Da ist das schwedische Unternehmen, das an der Veränderung des menschlichen Erbguts forscht und Opfer einer Hacker-Attacke wird, ein dubioser Wissenschaftler, der neue Menschen züchten will, eine Designerdroge, die die Welt zu überschwemmen droht und ein Sicherheitsunternehmen, dessen Expansionsgier keine Grenzen kennt. Opcop operiert international, und Paul Hjelm setzt seine Mitarbeiter in Zweierteams in Schweden, China, Italien und den USA ein, um diesen Kriminellen das Handwerk zu legen, denn die Zeit wird knapp…

Sowohl die kriminellen Machenschaften als auch die dazugehörigen Drahtzieher, die in diesem letzten Band des Opcop-Quartetts eine Rolle spielen, sind bereits in den Vorgängern aufgetaucht, wurden dort aber noch nicht endgültig geklärt. Diese offenen Punkte werden nun aufgegriffen, in die Handlung verwoben und schlussendlich zum Abschluss gebracht.

Es ist ein immens komplexes Szenario, das Arne Dahl in „Hass“ entwirft. Er fordert die Aufmerksamkeit des Lesers, denn „alles handelt immer von etwas anderem“, wie Paul Hjelm so treffend bemerkt. Dabei kommentiert der Autor auch die aktuelle politische Lage in Südeuropa und spart nicht mit Seitenhieben zu den negativen Auswüchsen des Kapitalismus - die Gier nach Macht, Einfluss und natürlich auch Geld, wofür diese Individuen buchstäblich über Leichen gehen. Dem stellt er als integere und moralische Instanz die Opcop-Ermittler entgegen, die aufrechten Kämpfer für das Gute, die aber nicht zwangsläufig als Sieger das Feld verlassen.

Noch eine letzte Bemerkung: um die Zusammenhänge begreifen und richtig einordnen zu können, sollte man die Vorgängerbände unbedingt gelesen haben.