Rezension

Als wäre man selbst dabei gewesen...

Berlin 1936 - Oliver Hilmes

Berlin 1936
von Oliver Hilmes

Bewertet mit 5 Sternen

Von Oliver Hilmes‘ Buch „Berlin 1936“ war ich überrascht, und zwar äußerst positiv. Ich hatte ein Sachbuch erwartet, das mich im besten Fall mit einem guten Schreibstil halbwegs bei der Stange hält. Dass ich ein Buch bekommen würde, das spannend ist wie ein Roman und mich von der ersten bis zur letzten Seite fesselt, hätte ich aber nicht gedacht.

Hilmes beschreibt chronologisch Geschehnisse in der Zeit vom 01. bis zum 16. August 1936 – die Tage, in denen die Olympischen Spiele in Berlin stattfanden – und vermittelt plastisch das Lebensgefühl dieser Zeit. Tage zwischen Angst und Größenwahn. Man reist mit dem amerikanischen Schriftsteller Tom Wolfe als Tourist durch die Stadt, besucht Bars und In-Lokale mit Göring, Goebbels & Co. und sorgt sich mit jüdischstämmigen Künstlern um die Zukunft. Hilmes hat nicht nur ein Porträt der Ereignisse geschaffen, sondern vor allem ein Porträt der Emotionen.

Ich ziehe meinen Hut vor der Recherchearbeit, die Oliver Hilmes da auf sich genommen hat, denn es ist offensichtlich, dass er Unmengen von Quellen ausgewertet haben muss, um dieses Buch schreiben zu können. Und dann liest man das alles anschaulich aufbereitet und in moderner Sprache (so wie man heute selbst erzählen würde). Ich habe selten ein Sachbuch gelesen, das mich so unterhaltsam durch die Geschichte geführt hat (auch wenn die Geschichte wahrlich nicht immer Grund zum Lächeln gab).

Ein großes & wichtiges Buch auf 280 Seiten!