Rezension

Amour fou - leidenschaftlich, aber absurd

Hingabe -

Hingabe
von Bénédicte Belpois

Bewertet mit 5 Sternen

Tomás ist 40 Jahre alt, als bei ihm Lungenkrebs in fortgeschrittenem Stadium festgestellt wird. Er ist ein allein lebender verwitweter Landwirt, reich aber geizig, sein Haus ist heruntergekommen. Er hält die Krankheit zunächst geheim, weil er um sein Ansehen fürchtet, denn seine Machtposition in dem galicischen Dorf, in dem er lebt, bedeutet ihm viel. Er lebt also weiter wie bisher, arbeitet schwer, trinkt und raucht exzessiv und besucht abends die lokale Kneipe.
In dieser Kneipe lernt er dann eines Tages Suiza kennen, die dort seit kurzem arbeitet und die eine extreme erotische Anziehungskraft auf ihn ausübt. Um den anderen seine Stärke zu demonstrieren, schleppt er sie eines Abends im wahrsten Sinne des Wortes aus der Kneipe ab und nimmt sie als seinen Besitz mit nach Hause. Er lebt seine sexuellen Begierden an ihr aus, wobei sie sich nicht wehrt, sondern alles über sich ergehen lässt als sei es die Normalität.
Das ist insofern nicht verwunderlich als Suiza eine ungewöhnlich einfach gestrickte Frau ist, die aus einem Heim für junge Frauen abgehauen ist, um das Meer zu sehen. Sie ist arm, spricht kein Wort Spanisch und scheint in ihrer Naivität alles zu akzeptieren, was ihr hilft zu überleben. Suiza empfindet anders als gewöhnliche Frauen, stellt von sich aus keine Ansprüche und möchte andere glücklich machen.
Wir erleben in diesem Buch, wie aus der zunächst obsessiven sexuellen Begierde allmählich eine liebevolle Beziehung wird, in der jeder versucht, den anderen glücklich zu machen - eine 'Amour Fou', denn die besonderen Lebensumstände, in denen sich die beiden befinden, garantieren kein langes Glück.
Dieses ungewöhnliche Buch hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen durch seinen detailreichen Schreibstil und durch die Spannung, die sich sofort entwickelt, weil man unbedingt wissen möchte, wie sich diese Beziehung weiter entwickelt und wie Tomás Erkrankung fortschreitet. Diese Spannung hält bis zum Ende an! Auch gefällt mir die intensive Zeichnung der Charaktere, nicht nur die beiden Hauptprotagonisten werden so ausgeprägt beschrieben, dass man ein reales Bild im Kopf entwickelt, sondern auch Nebenfiguren, wie z.B. Tomás Ziehmutter Agustina oder sein getreuer Helfer Ramón.
Ein außergewöhnliches, aber sehr lesenswertes Buch!