Rezension

Amüsant, aber auch tiefgründig

Die wunderbare Welt des Kühlschranks in Zeiten mangelnder Liebe - Alain Monnier

Die wunderbare Welt des Kühlschranks in Zeiten mangelnder Liebe
von Alain Monnier

Bewertet mit 5 Sternen

Meinung:

Wenn ein Buch solch einen kuriosen Titel trägt, das Cover durch solch auffällige Farben direkt ins Auge sticht, der Klappentext eine bizarre Geschichte verspricht und der Roman noch dazu von einem französischen Romancier stammt, dann kann ICH unmöglich an diesem Werk vorbei gehen, denn französische Autoren haben eine besondere Art zu schreiben, ich kann nicht benennen was genau es ist, das sie so einzigartig macht, es ist einfach da. So auch bei Alain Monnier.

Manch einer mag seinen Schreibstil als hochtrabend oder schwer verstehend betrachten, auf mich hingegen wirkt er beinahe poetisch. Ich schätze diese "blumige" Art und die Wortspielerei, mit der uns Alain Monnier hier beglückt sehr, auch wenn ich gestehen muss, das ich manch einen Satz wiederholen musste um ihn gänzlich zu erfassen.

Die Geschichte an sich ist schnell erzählt und auch wieder nicht. Auf den ersten Blick erscheint es, als ginge es hier einzig und allein darum, das eine Mittdreißigerin einen Kühlschrank geliefert bekommt, der nicht funktioniert. Als sie sich an die Hotline der Firma wendet beginnt ein Spießrutenlauf, in dessen Verlauf Marie in den Besitz weiterer 16 nicht wirklich funktionstüchtiger Kühlschränke gelangt, teils durch sehr sonderbare Ereignisse, teils aus charmanten Beweggründen ihrer Mitmenschen. Dieses Wirrwarr bringt ihr sogar die Zeitung und das Fernsehen ins Haus. Die Geschichte wirkt amüsant und unterhaltend. Das ist sie auch und doch, betrachtet man die Geschichte etwas eingehender und liest ein wenig zwischen den Zeilen, dann erkennt man das sich hinter der Fassade eine tiefgründige Erzählung über zwischenmenschliche Beziehungen verbirgt und darüber wie wir mit ihnen umgehen, wie wir sie oft kaum bewusstwahrnehmen, bis uns ein ungewöhnlicher Vorfall dazu bewegt hinzusehen und uns durch Zufälle und verrückte Umstände dazu bringt uns in das Leben anderer hineinzudenken und uns vielleicht sogar ein Stück weit einzumischen.

Denn im Vordergrund stehen nicht etwa die Kühlschränke die wie stolze Megalithen Maries Wohnung einnehmen, sondern die Beziehungen die, durch einen defekten Kühlschrank hervorgerufen, entstehen, sich festigen oder erholen. So finden durch diesen glücklichen Umstand des Defekts beispielsweise nicht nur Maries Freundin und der Möbelpacker zueinander, sondern Marie selbst erkennt plötzlich wem ihr Herz gehört, wen sie aus ihrem Schneckenhaus herauslocken möchte und wem sie im Herzen längst verziehen hat.

Marie ist eine liebenswerte, wenngleich auch stark eigenwillige Protagonistin. Sie hat eine sarkastische Ader, besitzt eine blühende Fantasie und nimmt nie ein Blatt vor den Mund. Häufig neigt sie genau deshalb dazu, ihre Mitmenschen vor den Kopf zu stoßen, doch damit kann sie wunderbar leben.
Hier erwartet den Leser ein Potpourri aus ungewöhnlichen, grundverschiedenen, aber allsamt liebenswerten Charakteren.

Ich hatte viel Freude an dieser, nur 160 Seiten starken Geschichte, die auch wenn es so klingen mag, von einer klassischen Romanze weit entfernt ist. Hier ist die Mischung aus Tiefgang, L'Amour und Amusement perfekt aufeinander abgestimmt und auch wenn ich zunächst skeptisch war, konnte mich das Buch am Ende doch vollends überzeugen.

Allerdings musste ich das Gelesene erst etwas sacken lassen um die Komplexität dieses doch recht kurzen Werkes vollends zu erfassen.

Fazit:
"Die wunderbare Welt des Kühlschranks in Zeiten mangelnder Liebe" ist ein wundervoller französischer Roman, der durch seinen poetischen Schreibstil und die Tiefgründigkeit zwischen den Zeilen besticht und mich auf den zweiten Blick vollends begeistern konnte.

Freunden der Romane von Anna Gavalda oder Francois Lelord möchte ich dieses Buch unbedingt empfehlen. Es wird ihnen gefallen.
©Ina's Little Bakery