Rezension

Amüsanter Einblick in die Gedankenwelt des Ex-DDR-Staatschefs

Hier ist alles Banane -

Hier ist alles Banane
von

Bewertet mit 3 Sternen

Rodriguez' nicht ganz ernst gemeinte Tagebuchsensation liest sich immens witzig und greift die ungelenke Sprache des DDR-Regimes bzw. des Ex-Staatschefs sehr realistisch auf. So dass man als Leser (vor allem als ostdeutscher Leser) meint, auf Zeitreise zu gehen. Ich habe mich sehr über Erich und Margot Honeckers fiktive Ausführungen zum Weltgeschehen amüsiert. Auch ihre Alltagsepisoden im chilenischen Exil waren eine Schau. Hier wurde ausgiebig auf den Kapitalismus geschimpft, aber gleichzeitig dessen technische Errungenschaften (PC, TV-Kanäle etc.) und Überflussmentalität (Obst- und Gemüseangebot) genossen. 

Es ist eine amüsante Persiflage auf den DDR-Staat und dessen ehemaligen Vertreter Erich Honecker, der in diesem Buch nicht 1994 gestorben ist, sondern hier fröhlich und frei aus seinem chilenischem Lebensalltag bis zum Jahre 2015 berichtet. Dabei geht's vor allem der BRD und ehemaligen Weggefährten Honeckers (Egon Krenz, Erich Mielke...) an den Kragen.
Anfangs liest sich dieses Buch noch sehr lustig und interessant, doch mit der Zeit und der steigenden Seitenzahl nimmt der Überraschungseffekt ab und man muss sich trotz des nicht enden wollenden Gagfeuerwerks durch die Lektüre quälen. Hier wären weniger Seiten absolut mehr gewesen. 

Das Cover und der programmatische Titel wurden thematisch passend designt und haben Eyecatcher-Potenzial. 

FAZIT 
Ein Buch für ostdeutsche und humorverständige Nostalgiker, die wissen wollen, was das Ehepaar Honecker zur gegenwärtigen Politik bzw. Lebenswelt zu sagen gehabt hätte. Eine insgesamt recht lustige, aber auch anstrengende Lektüre.