Rezension

Es darf gelacht werden!

Hier ist alles Banane -

Hier ist alles Banane
von

Vorsicht - Lachgarantie!
Hat "Honi" uns alle nur an der Nase herumgeführt und ist gar nicht im Mai 1994 von uns gegangen? Möglich ist es, denn nun sind die geheimen Tagebücher des Herrn Honeckers, dem ehemaligen Generalsekretär des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, aufgetaucht.
Wäre da nicht Honeckers Chauffeur Jorge, der die Tagebücher veröffentlicht und auch teilweise kommentiert hat, Honeckers Verwirrspiel wäre beinahe aufgegangen. Fakt ist, dass Erich mit seiner Margot lediglich nach Chile ausgewandert ist, um dort ein beschauliches Dasein ohne große Aufmerksamkeit und allgemeines Interesse führen zu können.
Hier hat er sich ein neues, kleines Reich aufgebaut, eine Art Miniatur-DDR. Sein Grundstück, von Mauern umzingelt, wie sollte es auch anders sein, ist für niemanden zugänglich.
In dieser Abgeschiedenheit schreibt "Honi" seine Gedanken zum aktuellen Weltgeschehen nieder, berichtet von all dem, was ihn bewegt oder ihm Sorgen bereitet, woran Ehefrau Margot nicht so ganz unschuldig ist.
Als Schönredner bekannt, schafft es Honecker mit seiner stark ausgeprägten Naivität, die Welt in der Zeit von 1994 - 2015 so rosig zu sehen, wie es ihm gefällt oder aber auch nicht. 
Die Tagebücher dienen vorrangig dem Abbau von Missverständnissen, wie es beispielsweise zum Bau oder aber zum Fall der Mauer kommen konnte. Das, was die Weltbevölkerung bis jetzt dachte, wird gerade gerückt. Einzig und allein Margot Honecker macht Erich zu schaffen. Weiterhin behält sie die Zügel in der Hand, hat das Sagen und ist auch sonst ziemlich unbequem und durchaus anstrengend.
Diese kurzweilige Lektüre lädt ein, noch einmal einen Blick zurück zu werfen. Ob in der DDR aufgewachsen oder nicht, hier hat jeder etwas zu lachen und ich denke, für nichts anderes ist dieses Buch gedacht. Hier wird dem Leser noch einmal die gute Hausmannskost des Ostens nahe gebracht und auch sonst wird man mit Dingen konfrontiert, die man als Nicht-Ostbürger vielleicht ein wenig befremdlich finden könnte, wären sie nicht so saukomisch.
Zugegeben, an einigen Stellen, wie beispielsweise der Tod Dianas oder der Terroranschlag am 11. September 2011 auf das World Trade Center, darf man nicht zimperlich sein, aber wenn man zu einem etwas makabren Humor neigt, dann kann man das Erzählte leicht verdauen.
Und das Gute ... dieses Buch muss man nicht unbedingt in einem Rutsch durchlesen, obwohl es wirklich dazu einlädt. Man kann es getrost einmal aus der Hand legen und ist auch nach einer Woche Honecker-Abstinenz gleich wieder mittendrin.