Rezension

Amüsanter Roman aus Katerperspektive

Frankie -

Frankie
von Jochen Gutsch

Bewertet mit 4 Sternen

Richard Gold hat alles bis ins kleinste Detail geplant. Heute ist der Tag, an dem er seinem Leben ein Ende setzen möchte. Der Strick schmiegt sich um seinen Hals, als plötzlich ein magerer Kater vor dem Fenster auftaucht, neugierig starrt - und Golds Plan völlig durcheinanderwirbelt. 

Als der Kater dann auch noch bei Gold einzieht, weil dieser einen riesigen Fernseher besitzt, ein "extremst" kuscheliges Bett und stets pünktlich Mahlzeiten auftischt, beginnt die absonderliche Freundschaft zwischen zwei Eigenbrötlern, von denen zumindest einer fest an ein Happy End im Leben festhält.

"Frankie" ist eine amüsante Erzählung vom Autorenduo Jochen Gutsch und Maxim Leo, worin das Leben aus halbphilosophischer Katerperspektive betrachtet wird. 

Sobald ein Roman oder ein Buch mit Katzen zutun hat, spitze ich meine Ohren, weil ich diese Kuscheltiger gerne habe, und jeder Katzenbesitzer weiß, welch' eigenartige Wesen sie sind. 

Der Roman wird aus Frankies Sicht erzählt, was schon einmal zeigt, dass eher die Menschen als die Katzen die seltsamen Wesen auf Erden sind. Der Streuner betrachtet die Welt und seine Weggefährten und zieht so seine Schlüsse, die manches Mal durchaus philosophisch sind. 

Aber es wäre falsch, wenn man bei Frankie an ein zahmes Hauskätzchen denkt, das lieblich dreinblickt und brav die Milch aufschleckt. Der Kater hat einiges hinter sich und ist ein waschechter Streuner, der schon lange kein richtiges Zuhause mehr hat. Mit dementsprechender Schnauze erzählt er frei, was ihm gerade durch das Köpfchen geht. 

Relativ am Anfang war ich enttäuscht, weil ich merkte, dass es eines dieser Bücher ist, in denen Tiere mit Menschen ganz normal sprechen. Meine Erwartung war eher, dass es sich um  eine realere Darstellung einer Katzen-Mensch-Beziehung handelt. Trotz des verbalen Austauschs halte ich dem Autorengespann zugute, dass sie doch nah ans echte Leben gekommen sind. Teilweise denke ich, dass mein Kater genau auf diese Art und Weise von mir denkt.

Frankie erzählt, was er von den Menschen hält, was ihn verwirrt, was er versteht und wundert sich über Dinge, die er überhaupt nicht nachvollziehen kann. Gleichzeitig leistet er Aufklärungsarbeit und berichtet davon, was ihm besonderen Spaß macht, was er weniger mag und stellt dabei seine Kumpels vor. Ich wäre neugierig gewesen, wie die Autoren ein bestimmtes Katzenphänomen rechtfertigen, das jeder Katzenbesitzer kennt: In einem Moment ist der Kater ein kuscheliger Typ, im nächsten Augenblick schlägt ein Tiger seine Fangzähne in den Unterarm. Leider äußert sich der gute Frankie dazu nicht. 

Die Handlung ist eher eine Aneinanderreihung von Episoden, wobei als übergeordneter Rahmen der besagte Strick vom Beginn der Geschichte dient. Das Ende fand ich richtig gut, weil es einfühlsam ist, und nicht versucht, mit einer rosaroten Wunderwelt zu trösten. 

Bei dem Buch habe ich zur Audioversion gegriffen, weil mir eBook oder das gebundene Buch tatsächlich zu teuer waren. Im Nachhinein betrachtet bin ich zufrieden mit dieser Entscheidung, weil das Buch zwar ausgesprochen nett, dennoch kein Highlight gewesen ist.

Insgesamt habe ich mit „Frankie“ eine amüsante Zeit verbracht und spannende sowie witzige Abenteuer erlebt. Ein paar Schmunzler hat er mir entlockt und ich denke, dass es für andere Leser und Leserinnen ebenso eine charmante Lektüre ist.