Rezension

Anekdoten aus dem Ruhrgebiet

Radio Heimat -

Radio Heimat
von Frank Goosen

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem ich kürzlich Frank Goosens neustes Werk  "Sweet Dreams" mit Genuss gelesen habe, bin ich gleich beim Autoren geblieben und die Geschichten/Anekdoten aus "Radio Heimat" von 2012 gleich hinterhergeschoben und, oh Wunder, bin wieder begeistert. Gooosen beschreibt darin Kindheitserinnerungen und Typen aus dem Ruhrgebiet und spart dabei nicht mit (Selbst-)Ironie. Auch einige der Figuren aus "Sweet Dreams" tauchen wieder auf, wenngleich vergleichsweise selten. Die Geschichten zeichnen dem Leser ein Dauerschmunzeln ins Gesicht, unterbrochen von lauthalsem Auflachen.Es gibt viele erwähnenswerte Episoden, aber aus meiner Sicht ist der Spitzenreiter die, in der gefragt wird, wie die Ruhrgebietsommas in die knallengen Pullover (vermutlich aus Dralon oder Polyester) hineinkommen. Die Antwort: So, wie die Weihnachtsbäume ins Netz. Das muss man sich kopfkinotechnisch mal vergegenwärtigen!!!.

Und wieder werden beim Leser, die sich in Goosens Alterklasse bewegen, Erinnerungen geweckt, die gaaaanz weit hinten im Hirn gelandet sind. So kenne ich das Wort "Furzknoten" auch noch, obwohl ich es, sofern es je in meinem aktiven Sprachgebrauch war, seit Jahrzehnten nicht gebraucht habe. Wahrscheinlich ist das Ruhrdeutsch dann doch eine Variante des Westfälischen, was sich beispielsweise in der Ausprache von  ich- statt ig zeigt. Und dann immer wieder das, was mich als Deutschlehrer auf die Palme bringt, die Verwendung von nach im Sinne von zu (Achtung, uralter Mantafahererwitz, vermutlich nur für Westfalen verstehbar: Ein Mantafahrer kurbelt die Scheibe runter und fragt einen am Straßenrand stehendenTürken : "Wo gehts denn hier nach Aldi?" Der Türke antwortet:"Zu Aldi". Darauf der Mantafahrer: "Was, schon so spät"). Auch die Tatsache, dass die langjährige "graue Maus" der Bundesliga, der VfL Bochum es mal in die obere Tabellenhälfte geschafft hat, ist mir als ehemaligem Fußballfan in Vergessenheit geraten.

Wie dem auch sei, allen Ruhrgebietsliebhabern sei dieses kleine Büchlein wärmstens empfohlen, den anderen auch, denn es eine gute Feldstudie zum Thema "homo ruhrrensis".