Rezension

Anfangs oh la la...Gegen Ende immer mehr bla bla bla

Sommerfreundinnen - Åsa Hellberg

Sommerfreundinnen
von Åsa Hellberg

Es beginnt spannend, überraschend und unterhaltsam. Die Freundinnen werden mit Sonjas Geheimnissen konfrontiert, die ihre Leben komplett über den Haufen schmeissen, aber schliesslich zum Besseren wenden sollen. Leider verliert sich diese Abenteuerlust immer mehr bis die Geschichte fast im Sand zu verlaufen droht...

Der Schreibstil ist sehr angenehm und liest sich relativ schnell. Die Diskurse der Freundinnen sind erfrischend, spritzig und hier und da sehr witzig. So wurden mir die Hauptfiguren schnell sympathisch und ich genoss es, in einem Frauenroman zu versinken. Was mich persönlich allerdings etwas störte, waren Beschreibungen der Freundinnen, über ihre Gedanken oder ihren Charakter, in der Art "Sie war für ihr Alter gut in Schuss, Männern fiel regelmässig die Kinnlade herunter, aber sie merkte das schon gar nicht mehr. Denn so perfekt ihr Körper war, sie fühlte sich selbst nicht sexy". Solche Beschreibungen fielen mir negativ auf, weil sie sich immer mehr häuften und später im Zusammenhang mit Männern leicht übertrieben wurde: "Sein perfekter Körper, das markante Kinn, die strahlenden Augen und vollen Haare. Und obwohl er sie ganz wuschig machte, liebte sie ihn wegen seiner Feinfühligkeit, seinem tiefen Verständnis ihres Nicht-Perfekt-seins..." Sorry, da beginne ich automatisch mit den Augen zu rollen, weil es einfach zu gestellt, zu unauthentisch, zu perfekt ist. Woher kommt nochmal der Prinz auf dem Pferd? Ach, aus Schweden scheint mir. 

Die Geschichte selbst beginnt mit grosser Furore und das Abenteuer ruft. Ein Neustart, ein Geheimnis, neue Freunde und und und. Das war es auch, was mich schon am Klappentext fesselte. Doch ich muss sagen, dass es in der zweiten Hälfte des Romanes sich leider im Sand verläuft. Die grossen Neuigkeiten aus Sonjas Testament, die zu neuen Umständen führen und ihr komplettes Leben auf den Kopf schmeissen, das ist nur anfangs der Spannungsbogen. Gegen Ende geht es hauptsächlich um Männer, in die sich jede verliebt, wieder verliebt, widerwillig verliebt, obwohl man schon früh merkt, dass alle glücklich bis zum Lebensende....ja ihr merkt schon, eben auch wieder dieses zu perfekte Passt-alles-zusammen. Auch waren mir die Zufälle viel zu viele. Die Welt ist klein und manchmal gibt es Verbindungen, verheimlichte Kontakte und Geheimnisse zwischen den besten Freunden. Aber diese Vernetzungen von solch vielen Personen, obwohl der Roman schlussendlich in 4 Ländern spielt, war mir dann doch zu viel des Guten. Selbst wenn Sonja der grösste Engel wäre, könnte auch das bestgeplanteste Testament nicht so viele Leben so verändern, dass wirklich alles ausnahmslos aufgeht. Ausserdem finde ich persönlich es etwas überzogen zu denken, man könne über Jahre das Leben von 6 Personen planen, um es nach dem eigenen Tod perfekt zu machen. Auch die Behauptung, dass ihre vorherigen Leben langweilig waren, finde ich eine zu individuelle Bewertung, denn die Freundinnen hatten alles: Arbeit, Familie, Wohnung/Haus...aber eben auch Stress und kein Mann. Dieser Stereotyp scheint alles zu rechtfertigen. Meiner Meinung nach sind Leute sehr unterschiedlich und somit auch ihre Vorstellung von Glück. So gut man seine besten Freunde kennt, würde ich mir nicht zutrauen, deren Leben nach meinen Vorstellungen neu zu planen. 

Dennoch waren die Lokalitäten der Geschichte(n) sehr unterhaltsam und abwechslungsreich. Es machte Lust auf Meer, Sommer, gutes Essen, nächtelanges Lachen und Reden mit Freundinnen und auch einmal etwas zu wagen.

Der Roman möchte eigentlich sagen: Es ist nie zu spät im Leben, um neu anzufangen, um etwas zu wagen, um aus der Reihe zu tanzen, um Freundschaften zu schliessen und zu stärken, um die grosse Liebe zu finden und seinen persönlichen Traum zu leben. Das ist der Geschichte auch gelungen und man merkt, wie viel Mühe und Liebe die Autorin in ihre Geschichte gesteckt hat. Dennoch muss ich wegen der oben erklärten "zu aufgesetzten Perfektion" und dem "sich verlierenden Spannungsbogen" leider Punkte abziehen.

3 / 5 Sterne