Anstrengende Gedankenreisen...
Bewertet mit 2 Sternen
Gunnhild Øyehaug, geboren 1975, lebt in Bergen. Sie ist Dozentin für Creative Writing, Lyrikerin und Essayistin. "Ich wär gern wie ich bin" ist ihr erster Roman. Er wurde in Norwegen von Kritikern wie Lesern begeistert gefeiert, war für alle wichtigen norwegischen Literaturpreise des Jahres 2008 nominiert und gewann die meisten.
Hätte ich dieses kurze Portrait der Autorin zeitig gelesen, hätte ich mir wohl schon im Vorfeld überlegt, ob es das richtige Buch für mich sein könnte. Doch so hatten mich Cover und Klappentext neugierig gemacht und verleiteten mich dazu, einmal mehr etwas Neues auszuprobieren...
Bereits nach wenigen Seiten geriet ich ins Grübeln, ob ich überhaupt weiterlesen sollte. Stil und Aufbau erinnerten mich im ersten Moment doch sehr an meinen Versuch mit einem Buch von Sibylle Berg - auch da gab es eine Aneinanderreihung von kurzen Szenen, die von vielen verschiedenen Personen handelten. Im Unterschied zu Bergs Buch hatte ich diesmal aber nicht das Gefühl, der Beschreibung einer destruktiven und im Grunde hoffnungslosen Welt ausgesetzt zu sein, so dass ich mich entschloss, doch weiterzulesen.
Anstrengend war es aber allemal. Die aneinandergereihten Szenen beschäftigen sich fast ausschließlich mit der Gedankenwelt der verschiedenen Personen, die sich allesamt selbst in Frage stellen und ihr Leben beinahe minutiös analysieren. So auch stets hinterfragen, ob sie sich selbst treu sind oder sein können, wenn sie versuchen, sich auf jemand anderen einzulassen.
Dazu kommt der wirklich nicht einfache Schreibstil: fast absatzlos, häufig Schachtelsätze, wörtliche Rede und Gedanken ohne Zeichensetzung. Und als ob das nicht schon anstrengend genug wäre, tauchen auch immer wieder Querverweise auf Dantes Göttliche Komödie sowie auf "Das Schloss" von Kafka auf, manche Szenen gleiten dementsprechend durchaus auch ins Surreale ab.
Und so ließ sich das Buch trotz seines nicht allzu ausgeprägten Umfangs nicht fließend lesen. Nach wenigen Seiten hatte ich jeweils das Gefühl, bereits seit Stunden zu lesen - und brauchte wieder eine Pause...
Insgesamt ein interessanter Ausflug in die Welt der Literatur - jedoch keiner, der in mir persönlich die Lust auf eine Wiederholung entfacht.
Um mit einem Zitat des Buches zu schließen: "Unser allerletzter Kommentar lautet: Puh." (S. 270)