Rezension

Appetitanregend, aber dahinter sehr feinfühlig

Je süßer das Leben - Darien Gee

Je süßer das Leben
von Darien Gee

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist ein durch und berührendes Buch geworden, das von den Leiden und Problemen verschiedener Frauen erzählt, die durch einen Teig zusammengeführt werden. Die erste, die den Freundschaftsbrotteig erhält ist Julia, deren Sohn Josh sehr jung verstorben ist, und die dies nicht verkraftet. Als sie durch Zufall in eine Teestube gerät, und das obwohl sie kaum noch ausgeht, trifft sie auf Cellistin Hannah, die aufgrund von Rückenproblemen nicht mehr spielen kann und deren Mann sie verlassen hat. Und dann ist da noch die herzensgute Madeline, eine wirklich rüstige alte Dame, die die Teestube führt und lauter Köstlichkeiten anbietet. Spontan schenkt Julia ihnen jeweils einen Beutel des Freundschaftsbrotes und eine wundervolle Geschichte beginnt.

Allein schon durch die Idee dieses Brotteiges (oder eher Kuchen), der immer geteilt wird und verteilt wird und der nie alle geht, wurde ich an meine Kindheit erinnert, denn bei uns ging in der Grundschule auch so ein Teig um, der allerdings einen deutlich lustigeren Namen hatte: Hermann. Ich hab den Geruch während des Lesens so richtig in die Nase bekommen. Schmeckte sehr lecker, war aber wirklich so, dass man ihn irgendwann nicht mehr los wurde, eine wahre Hermann-Epidemie ;)
Und genau so geht es auch in dem Buch. Irgendwann gibt es so viele Beutel davon, dass die Stadt verzweifelt und Julia die Schuld gibt. Ich will euch das Ende nicht verraten, aber so viel sei gesagt: Es wird eine Lösung gefunden, die überaus berührend ist, sehr emotional wird und einfach nur genial ist. Ich habe mich beim Lesen öfters gefragt, wie man nun aus dieser 'Misere' rauskommen will, auch die Autorin, aber die Lösung ist letzten Endes so einfach und wundervoll und perfekt in das Buch integriert.

Es ist sehr schön, dass die Hauptgeschichte um diese drei Frauen immer wieder aufgelockert wird, indem einzelne kurze Kapitel von Stadtbewohnern erzählen, die ebenfalls Freundschaftsbrotteig besitzen. Das sind sehr kurze, manchmal schöne, manchmal amüsante, aber auch traurige Einblicke in deren Leben. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir eine Szene zwischen einem alten Ehepaar, die auf ihre Art und Weise so romantisch und liebevoll war, dass es richtig ans Herz ging. Oder der Moment, in dem der Teig für eine gefährliche Bombe gehalten wurde, einfach super!

Am Ende finden sich verschiedene Rezepte, die während des Lesens schon mal ins Auge fallen, einige wenige sind auch in den Fließtext eingebaut. Das machte mir auch so richtig Appetit darauf, aber ich widerstehe, ich kenne ja die Gefahr dieser durchaus sehr leckeren Kuchen/Brote ;)

Fazit 

Ein wirklich appetitanregendes Buch, das aber auch sehr feinfühlig auf die unterschiedlichen Probleme der drei Frauen eingeht und sie langsam in den Alltag zurückführt. Besonders das Ende macht dieses Buch einfach noch mehr empfehlenswert!