Rezension

Ashes, Ashes - eine Dystopie, die mich mit gemischten Gefühlen zurück lässt...

Ashes, Ashes - Jo Treggiari

Ashes, Ashes
von Jo Treggiari

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext:

Die Welt, wie wir sie kannten, existiert nicht mehr …
Tödliche Epidemien, Tsunamis und Klimakatastrophen – die sechzehnjährige Lucy hat das Ende der Welt kommen und gehen gesehen. Als eine der wenigen Überlebenden eines alles vernichtenden Virus versucht sie sich in den zum Dschungel gewordenen Ruinen von New York durchzuschlagen. Doch Lucys Welt ist voller Bedrohungen: gefährliche Diebe und skrupellose Plünderer streifen umher. Als eine Horde wilder Hunde sie jagt, gelangt sie ans Ende ihrer Kräfte. Doch wie aus dem Nichts taucht Aidan auf – ein Junge, der ihr hilft, der tödlichen Meute zu entkommen und sie überredet, sich seiner Gruppe von Überlebenden anzuschließen.
Aber auch diese kleine Gemeinschaft wird bedroht. Und langsam beginnt Lucy zu ahnen, dass sie selbst das Ziel der nächtlichen Überfälle ist. Etwas an ihr scheint anders zu sein …
Doch was ist Lucys Geheimnis, das für die letzten überlebenden Menschen Bedrohung und Erlösung zugleich ist?

Charaktere:

Die 16-jährige Lucy war damals -vor der Katastrophe- in ihrer Familie der Außenseiter. Sie ist extrem tollpatschig und während ihre Geschwister ständig mit neuen schulischen oder ähnlich gearteten Erfolgen gesegnet und von den Eltern anerkannt waren, war sie immer Mittelmaß und fühlte sich nicht zugehörig.
Dies ist einer der Gründe, warum sie es noch heute absolut nicht leiden kann, wenn jemand etwas besser, schneller oder effektiver bewerkstelligt.
Ihr innerer Schweinehund zwingt sie dazu, anderen stets beweisen zu müssen, wie zäh und stark ist. Nichts stört sie mehr, als vor anderen Schwäche zu zeigen.
Deshalb hat sie sich für ein Leben als Einzelgänger entschieden. Sie lebt allein und will nichts mit anderen zu tun haben. 
Tja, bis zu dem Tag, an dem Aiden sie vor den Hunden rettet. Kaum ist er weg, vermisst sie die einfachen Dinge, die früher zum Alltag gehörten wie Zweisamkeit und Gespräche. Dinge, die sie bewusst vermieden hatte, da das Überleben für sie leichter ist, solange sie sich vorstellen kann, die einzige Überlebende zu sein...

Aiden ist trotz aller Widrigkeiten zumeist ruhig und gefasst. Oftmals ist er es, der aus brisanten Situationen erstmal die Luft lässt, bis sich alle beruhigt haben. Er ist hilfsbereit und geschickt, was Lucy oftmals den letzten Nerv raubt :D. Er bewundert Lucy, da sie es geschafft hat, ganz auf sich gestellt zu überleben und ist immer für andere da, wenn Not am Mann ist.

Meinung:

Vor 5 Jahren trat die Katastrophe ein:
Schmelzende Polkappen, steigender Meeresspiegel und verstärkte Niederschläge führten zu Überflutungen, Hurrikanen, Erdbeben und Tornados. Das hat das Land geschwächt, viele Teile der Erde sind versunken und Städte von Wasser durchzogen.

Abgesehen von den normalen Überlebenden, denen in der Regel auch nicht zu trauen ist, da jeder sich selbst der Nächste ist, gibt es 3 weitere Typen:

Die S´ans - Sie töten dich oder stecken dich mit der Seuche an. Sie sind entstellt und verrückt
Die Sweeper - Sie fangen und sperren dich ein 
Die Plünderer - Sie stehlen dir alles unterm Hintern weg, was nicht niet- und nagelfest ist

Jo Treggiaris Schreibstil ist nüchtern aber dennoch detailliert. Viele Dinge werden nur angekratzt, andere jedoch, wie Lucys Gefühlswelt, wird sehr genau und einfühlsam beschrieben. Leider sind mir persönlich gerade zu Anfang des Buches die Kapitel etwas zu lang, aber im Laufe der Geschichte ändert sich das zum Glück ;)

Generell muss ich sagen, dass mir eine Wertung dieses Buches extrem schwer fällt.

Zum Einen, weil es doch ziemliche Längen hat: Bis Seite 244 passiert ehrlich gesagt, abgesehen von der Hundejagd und einer kleinen Naturkatastrophe -die Lucy nach Hell Gate führt- nicht wirklich viel.
Sie kultivieren Nahrung, kochen, jagen, es bahnt sich eine Liebelei an und relativ kurz ausfallende Angriffe finden statt...
Zum Anderen, weil der Verlauf der Geschichte in manchen Punkten etwas vorhersehbar ist...

Andererseits ist das letzte Drittel ziemlich spannend und geheimnisvoll.
Vor allem Sammy hat mir persönlich von Anfang an sehr gut gefallen (ich fand das Einflechten dieses Charakters und seiner 2 Kollegen sehr gelungen, zumal sie uns daran erinnern sollen, dass man nicht immer alles glauben kann, was man hört. Aber lest selbst ;))
Er ist für mich der eigentliche Held der Geschichte, auch wenn er prinzipiell nur eine Randfigur darstellt. 
Dass er im letzten Drittel vermehrt in den Vordergrund rückt, hat meiner Meinung nach dem Buch extrem gut getan. 

Letztendlich habe ich es den letzten 170 Seiten zu verdanken, dass meine Bewertung von 3 auf 4 Sterne hochgerutscht ist, denn diese sind wirklich toll geschrieben und schafften es, mich komplett zu fesseln!