Atmosphärisch, nachdenklich, gut.
Bewertet mit 4 Sternen
Lange Zeit schon stand dieses kleine, aber sehr feine Büchlein ungelesen bei mir rum. Ich hatte immer so meine Bedenken, es sei trocken und langweilig geschrieben. Zwar geht es um die Todesstrafe, aber das kann sehr zäh und staubig sein, v.a. vor dem Hintergrund der Entstehungszeit. War es doch mal ganz natürlich zur Kirche und dann zur Hinrichtung zu gehen. Was soll ich sagen, ich bin positiv überrascht worden. Das Buch liest sich unheimlich flüssig, ich hatte es innerhalb weniger Stunden durch. Man wird im Unklaren gelassen, weswegen der Verurteilte auf seinen Tod wartet, es wird also völlig wertungsfrei daran gegangen. Dem Leser wird jede Möglichkeit zur eigenen Interpretation gegeben, man muss sich einfach mit der Thematik auseinander setzen, wenn ein Gefangener nichts als Lob für seine Wärter übrig hat, denn sie haben ihn nie entkommen lassen, ihren Job also sehr gut gemacht, wenn der Henker dem Todgeweihten freundlich und urmenschlich gegenübertritt, die Sonne scheint und die Vögel zwitschern und man weiß, es endet mit dem Tod. Es ist wahnsinnig toll und atmosphärisch geschrieben. Wirklich, wer klassische Lektüre ab und an mal liest, der sollte sich alsbald mit dieser auseinandersetzen.