Rezension

Atmosphärisch-schmückende, aber auch weitschweifige Erzählweise

Emily Bones - Gesa Schwartz

Emily Bones
von Gesa Schwartz

Bewertet mit 3 Sternen

Die Geschichte beginnt mit einem Paukenschlag: Emily kann es gar nicht glauben, aber sie erwacht tatsächlich in einem Sarg. Was eigentlich nur irgendein dummer, ziemlich makabrer Scherz ihrer besten Freundin sein kann, wie sie annimmt. Leider ist es das nicht: Emily wurde ermordet und ist fortan ein Geist, wie ihr der Irrwicht Cosimo klar macht. Nicht lebendig, nicht tot - dazu verdammt, auf einem riesigen Friedhof in Paris herumwandeln, unter ihresgleichen: Werwölfen, Vampiren, Skelette. Aber Emily will ihr Leben zurück. Nur muss sie dafür ihren Mörder finden, den fiesen Draghar, und sich zur Kriegerin ausbilden lassen.

In bin hin- und hergerissen bei diesem Buch und musste nach dem Lesen erst noch einmal die Altersempfehlung prüfen. Ohne mir ein generelles Urteil anmaßen zu wollen, könnte ich mir vorstellen, dass 10jährige mit dem poetischen, bisweilen sinnlichen und nicht selten ausschweifenden Schreibstil der Autorin nicht gut zurecht kommen. Ich bin erwachsen und mein Fall war Gesa Schwartzs Erzählweise nicht durchgehend. Ich möchte nicht sagen, dass sie mir gar nicht gefallen hat. Nein, zwischendurch gab es viele Passagen, in die ich mich regelrecht habe fallen lassen können. Die düstere, melancholische, morbid-schöne Atmosphäre auf dem alten Friedhof, die Schatten und die stille Leere der Nacht, all das fängt die Autorin wunderbar ein und versetzt den Leser in eine schaurig-schöne Halloween-Stimmung.

Leider geht auf diese Weise viel Tempo und Dichte verloren. Auch die Vielzahl an Wesen, die Unterscheidung von Toten und Untoten, die Sache mit dem weißem Krieger, die Präsentation des finsteren Draghar sowie die Beziehungen und Vorgeschichten der Figuren erscheint mir für die Altersgruppe recht anspruchsvoll und teilweise beängstigend.

Emilys Art kam mir zudem nicht sonderlich kindlich vor. Oft hatte ich den Eindruck, es mit einer jungen Frau zu tun zu haben. Zu lässig, zu locker ist sie viele Dinge angegangen. Wobei mir das fast schon wieder gefallen hat, weil das Buch andernfalls schon sehr schwermütig gewesen wäre. Im Zusammenspiel mit einigen Nebenfiguren kommt Emilys schlagfertige Art zum Tragen und stellenweise gibt es durchaus Humor. Am Mädchenbild habe ich ansonsten nichts zu kritisieren: Emily ist tough, mutig und hat das Herz am rechten Fleck.

Fazit: Poetisch, atmosphärisch, aber für die Altersgruppe meiner Einschätzung nach zu ausschweifend, beängstigend und erwachsen angelegt.