Rezension

Atmosphärischer Kriminalroman mit tollem Lokalkolorit

Die Bildermacherin und das Hexenhaus -

Die Bildermacherin und das Hexenhaus
von Christiane Omasreiter

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem mich die ersten beiden Bände um die sympathische Fotografin Amalia Engl total begeistert hatten, war ich enorm gespannt auf den dritten Roman aus der Feder des Autorinnen-Duos Christiane Omasreiter und Kathrin Scheck. Ich wurde nicht enttäuscht – "Die Bildermacherin und das Hexenhaus" ist in meinen Augen sogar der bisher spannendste und zugleich auch emotionalste Band der Krimi-Reihe!

Die Geschichte hat eine in sich geschlossene Handlung und kann losgelöst von den Vorgängerromanen gelesen werden, in denen es - neben jeder Menge Nervenkitzel - hauptsächlich um Amalias Rückkehr aus dem trendigen Berlin ins heimatliche Südtirol sowie um ihre Eingewöhnungsphase im neuen bzw. alten Zuhause geht, nachdem ihre geliebte Oma Zille gestorben ist. Diese war Amalias Ziehmutter gewesen und wurde von den Pfundrern ehrfürchtig 'die Bildomacherin' genannt. Mittlerweile ist dieser Spitzname auf Amalia übergegangen, auch wenn die lokalen Foto-Aufträge sich noch in Grenzen halten.

Evi, Amalias beste Freundin, braucht nach einer schmerzvollen Trennung dringend ein neues Zuhause für sich und ihre drei Kinder – und zieht zum Entsetzen der Dorfbewohner in das alte 'Hexenhaus' ein, um das sich allerlei düstere Legenden ranken. Nanne, Amalias tratschsüchtige, aber liebenswerte Nachbarin (- und Mutter von Amalias Jugendliebe Felix -) fürchtet das Schlimmste und warnt Amalia eindringlich. "Lass die Evi da nicht einziehen. Das Haus ist verflucht. […] Da unten sind schreckliche Dinge vor sich gegangen." Evi hingegen belächelt die Einwände – doch als sie plötzlich Drohbriefe von einem ominösen 'Hüter des Hauses' erhält, der sogar in das Haus eindringt, und ein schauriger Fund auf dem Grundstück ihr das Blut in den Adern gefrieren lässt, bereut sie ihre Entscheidung und bekommt es mit der Angst zu tun. Wie berechtigt ihre Furcht ist, zeigt sich, als während eines Dorffestes eine bildschöne junge Frau, die lebenslustige und allseits beliebte Emma, ermordet wird…welche die Vermieterin des Hexenhauses war…

Neben der Sorge um Evis Sicherheit beschäftigt Amalia ihr eigenes Privatleben. Ich hatte das Gefühl, sie erst jetzt so richtig kennenzulernen bzw. einen noch tieferen Zugang zu ihrer Gemütswelt zu bekommen. Zwischen Felix und ihr sprühen immer noch die Funken, aber auch der fesche italienische Polizist Lorenzo macht ihr den Hof – sehr zum Missfallen Nannes, die überzeugt davon ist, dass Lorenzos Familie in dubiose Machenschaften verstrickt ist…und dass Amalia überhaupt viel besser zu Felix passen würde. Besonders gefallen hat mir, dass auch Amalias bester Freund aus Berlin einen kurzen Gastauftritt hat.

Im Laufe der Handlung taucht man ganz in die Pfundrer Lebensart ein, insbesondere das regionale Brauchtum ist ein Highlight. Der fesselnde Schreibstil ist geprägt von zahlreichen Begriffen in Mundart. Dies war bereits in den Vorgängerbänden der Fall, aber hier kam mir der Dialekt-Gebrauch tatsächlich noch etwas intensiver vor. Viele der in Kursivschrift gedruckten Begriffe und Phrasen konnte ich mir sinngemäß ableiten bzw. sie waren mir bekannt, bei mehreren musste ich jedoch das im Anhang angefügte Glossar bemühen, was mich jedes Mal ein wenig aus dem Lesefluss herausgerissen hat. Zusätzlich zum bekannten Setting verschlägt es Amalia kurzzeitig auch nach Verona und an den Gardasee – ein herrlicher Ausflug, der richtig Lust auf Urlaub macht!

Erzählt wird aus der Perspektive Amalias und der Sicht eines Unbekannten, zudem gibt es eine Vergangenheitsebene, die eng mit den einstigen Bewohnerinnen des einsamen Häuschens verknüpft ist und bis in das Jahr 1952 zurückreicht. Hinsichtlich des Schreibers der Drohbriefe hatte ich direkt einen Verdacht – der sich als komplett falsch entpuppte…ebenso erging es mir mit meinem zweiten Verdächtigen und am Ende war ich wirklich überrascht!

Das in düsteren Farben gehaltene Cover fängt perfekt die vermeintliche Idylle des Südtiroler Bergdorfes ein.

Fazit: Ideal für Fans von Krimis mit viel Lokalkolorit, die Cosy-Crime-Romane (ohne viel Blutvergießen) bevorzugen. Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und freue mich schon jetzt auf ein Wiedersehen mit der Bildermacherin!