Rezension

Auf den Spuren der Familie

Wir sehen uns zu Hause -

Wir sehen uns zu Hause
von Christiane Wünsche

Bewertet mit 5 Sternen

Nach ihren Bucherfolgen wie z.B. „Heldinnen werden wir dennoch sein“ oder „Aber Töchter sind wir für immer“ hat Christiane Wünsche nun ihr neustes Werk „Wir sehen uns zu Hause", dass im Juli 2022 im Krüger Verlag erschien, vorgelegt. Leider muss ich gestehen, dass ich weder die Autorin noch deren Bücher kenne bzw. gelesen habe. Da ich aber immer wieder auf der Suche nach neuen Autoren und ihren Werken bin und der Klapptext meine Neugierde mehr als nur geweckt hatte, ließ ich mich auf diesen Roadtrip ein.

Der flüssige und leichte Schreibstil der Autorin hat mich angenehm überrascht und bereits nach der ersten Seite war ich in die Geschichte um die Familie Wagner ein und abgetaucht. Während des Lesens merkte ich, dass die Autorin, die Gegend in der sie ihre Geschichte spielen lassen hat, sehr gut kennt. Mecklenburg – Vorpommern hat sie detailliert und brillant eingefangen und wiedergegeben. Ganz egal, ob man hier einen Campingplatz oder die Altstadt nehmen würde, dank der einzigartigen Kulissenbeschreibung konnte ich mir die Gegend sehr gut vorstellen und es gab Orte, an denen würde ich liebend gerne mal Urlaub machen. Die Handlung ist eine Familiengeschichte, die nicht alltäglich ist. Seit knapp 30 Jahren ist Anne Wagner mit ihrem Mann Peter verheiratet. Zusammen haben sie eine Tochter namens Aline, die aber nicht mehr zu Hause wohnt. Seit einiger Zeit planen Anne und Peter ihren gemeinsamen Urlaub, aber mitten in den Vorbereitungen stirbt Peter. Für Anne und ihre Tochter bricht eine Welt zusammen. Um der Trauer zu entfliehen, beschließt Anne den Urlaub allein anzutreten und fährt los. Mitten auf der Fahrt wirft sie ihr eigentliches Reiseziel über Bord und macht sich stattdessen auf, die Heimat ihres Mannes kennenzulernen. Peter, der nach dem Mauerfall im Westen blieb, wollte ihr nie „sein“ Mecklenburg-Vorpommern zeigen. Warum eigentlich nicht? Genau dieses Geheimnis will Anne jetzt lüften. Auf dieser Reise lernt sie nicht nur die schöne Gegend kennen, sondern lernt auch Land und Leute kennen. Aber nicht nur Anne erlebt einiges. Zu Hause sorgt ein Brief für Turbulenzen. Was wird Anne über Peters DDR- Zeit erfahren und warum wollte er nie wieder in seine alte Heimat reisen? Ein sehr bewegender Roadtrip in die Vergangenheit beginnt.

Christiane Wünsche hat nicht nur einen Roman geschrieben, sie hat mir auch die ehemalige DDR ein wenig nähergebracht. Klar, hat man das Thema DDR und ihr Regime damals in der Schule durchgenommen, aber z.B. wusste ich nicht, dass es Bausoldaten gab bzw. was sie gemacht haben oder dass Intelligenzler kein Abitur machen duften. Dank an die Autorin, dass sie meine Wissenslücken diesbezüglich schließen konnte. Aber nicht nur mit dem historischen Teil konnte sie punkten, sondern auch mit ihren vielschichtigen Charakteren, die sehr authentisch und lebensnah herübergebracht worden sind. Zwar wurde hier und da das eine oder andere Klischee ihnen angehängt, aber da es sich (meiner Meinung nach, in Grenzen hielt) störte es mich nicht allzu sehr. Wie schon erwähnt, spielen viele Personen hier eine Rolle und in den meisten Fällen ist es recht schwierig, ihre Emotionen perfekt einzufangen, so dass der Leser sich ein detailliertes Bild von ihnen machen kann. Dieses „Problem“ wurde von der Autorin perfekt umschifft, denn jedes einzelne Kapitel ist zugleich ein Perspektivenwechsel, der den Leser in die jeweilige Gedankenwelt führt. So konnte ich mir ein genaues Bild von jedem einzelnen machen und den Geschehnissen hautnah miterleben. Was mich ein wenig störte, waren die vielen Zufälle, was die Handlung ein wenig vorsehbar machte. Aber das ist nur meine Meinung.

Der Roman endet mit einem kleinen Cliffhanger, der dem Leser Raum bietet seine Fantasie schweifen zu lassen, wie es mit der Familie Wagner weitergehen wird.

Wir sehen uns zu Hause ist nur nicht nur Annes emotionaler Roadtrip, sondern auch eine Reise in die ehemalige DDR, die dem Leser auch die Schattenseiten zeigt.

Ein Buch, das ich ungern aus den Händen gelegt habe und deshalb gibt es von mir 5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung obendrauf.