Rezension

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Wir sehen uns zu Hause -

Wir sehen uns zu Hause
von Christiane Wünsche

Bewertet mit 4 Sternen

Anne wollte mit ihrem Mann in dem alten Wohnmobil für mehrere Monate durch Skandinavien fahren. Ein Schicksalsschlag verändert von jetzt auf gleich sowohl ihr Leben als auch das der Tochter. Und nun ist sie allein unterwegs, mit Willi dem Wohnmobil und einem Karton voller alter Fotos. Statt Skandinavien begibt sie sich auf die Spuren der Vergangenheit ihres Mannes.

Meine Gefühle für Anne sind ambivalent; einerseits kann ich ihren Schmerz über den Verlust nachvollziehen, andererseits erscheint sie mir sprunghaft, etwas naiv und egoistisch. Was mir völlig unverständlich ist, ist dass sie, gerade auch als Lehrerin, so wenig über die damalige DDR und das Leben der Menschen dort und nach der Wiedervereinigung weiß. Das lässt diesen Charakter auf mich nicht besonders authentisch erscheinen, auch im Hinblick auf die Schilderung der anderen Figuren, die wesentlich glaubwürdiger, manchmal zwar sehr klischeehaft, dargestellt sind.

Sehr gut gefallen haben mir die landschaftlichen Beschreibungen von Rügen, Mecklenburg-Vorpommern und der Uckermark. Sie haben mir Lust auf einen erneuten Urlaub in Ostdeutschland gemacht.

Der Schreibstil von Christiane Wünsche ist angenehm flüssig. Perspektivwechsel sorgen für Abwechselung und kleine Cliffhanger am Ende der Kapitel machen es schwer, das Buch zur Seite zu legen.

Eine schöne Geschichte über Trauer und deren Aufarbeitung, die ich trotz einiger Schwächen durchaus empfehlen kann.