Rezension

Auf der Suche nach Gewissheit

Entscheidungen an der Schwelle des Todes -

Entscheidungen an der Schwelle des Todes
von W. Lee Warren

Bewertet mit 5 Sternen

Das aktuelle Buch des bekannten und renommierten amerikanischen Gehirnchirurgen Dr. Lee Warren beinhaltet neben intensiven autobiographischen Inhalten auch sehr berührende Schicksale der von ihm betreuten Patienten.

Geprägt durch zum Teil eigene lebensbedrohlichen Ereignisse, unerwartete und auch mit gesundem Menschenverstand unerklärbaren lebensrettende Erfahrungen, hat er weder während seines ärztlichen Einsatzes in der Irak-Krise noch in der Begleitung seiner teils tödlich erkrankten Patienten seinen Glauben nicht verloren. Aber auch er ist nicht davor gefeit, dass er sich gerade im Hinblick auf einzelne Patientenschicksale mit Glaubenszweifeln beschäftigen muss. Dies umso mehr, als er durch einen nach wie vor ungeklärten Schicksalsschlag einen unerwarteten persönlichen Verlust akzeptieren muss.

Überaus empathisch versteht es der Autor, am zum Teil nur noch kurzen Lebensweg von Menschen mit Gehirntumoren teilhaben zu lassen – ohne sich dabei in medizinischen Fachbegriffen zu verlieren. Ihm gelingt es auf eine sehr verständliche Weise die Diagnose und auch Prognose zu vermitteln, ohne zu sehr ins Detail zu gehen und bei allem den Menschen, der betroffen ist, mit all seinen Facetten, Denkweisen und dem individuellen familiären Umfeld in den Mittelpunkt zu stellen. Genauso, wie kein Mensch dem anderen gleicht, so unterschiedlich auch die Reaktionen der Patienten auf gleichlautende Diagnosen. Da können Patienten über den gesamten Behandlungszeitraum begleitet werden genauso wie Patienten, die über eine überwältigende und starke Glaubenshaltung verfügen und von Behandlungsmöglichkeiten keinen Gebrauch machen möchten.

All dies verbunden mit den oft fragenden Gedanken des Autors nach der Allmacht Gottes bzw. dessen heilendem Eingreifen. Wobei die verhältnismäßig kurze, aber umso intensivere Auseinandersetzung des Autors mit der "Glaubwürdigkeit und Liebe" Gottes nach dem Tod seines Sohnes tiefe Einblicke in seine Verzweiflung, Fassungs- und Ratlosigkeit vermittelt. Aber auch teilhaben lässt an seinem Weg aus diesem glaubens- und vertrauensänderndem Verhältnis zu einem, seinem, Gott, der seine Kinder niemals im Stich lässt.

Hatte ich zunächst Vorbehalte, auf Grund des medizinischen Aufgabenbereichs des Autors mit zu vielen tragischen und leidvollen Patientenschicksalen konfrontiert zu werden und mögen diese auch tödlich geendet haben, so hat mich gerade die sachliche und doch empathische Beschreibung in Kombination mit den sehr persönlichen und vom christlichen Glauben geprägten Gedanken des Autors überzeugt und bereichert.