Rezension

Aufstieg eines Arbeiterkindes, 2. Teil

Aufbruch - Ulla Hahn

Aufbruch
von Ulla Hahn

Bewertet mit 5 Sternen

Im Vorläuferband "Das verborgene Wort" lernte der Leser Hilla Palm kennen, die als Mädchen aus einer katholischen Arbeiterfamilie vom Land nur unter großen Schwierigkeiten die Realschule besuchen durfte. Die anschließende Lehre bringt sie zur Verzweiflung und lässt sie in den Alkohol flüchten, doch ihr ehemaliger Lehrer erkennt dies und sorgt dafür, dass sie das Aufbaugymnasium besuchen darf. Hier lernt Hilla Latein, sie versenkt sich in die Literatur und ist fasziniert vom Wissen. Ein junger Mann aus bestem Hause wirbt um sie, und Hilla lernt eine völlig neue Welt kennen. Doch ein schreckliches Erlebnis wirft sie aus ihrer Bahn...

Auch Hillas weiterer Lebensweg ist interessant. Während sich neue Türen für sie öffnen, erkennt sie doch ihre Wurzeln und kann es nicht ertragen, als ihr Elternhaus als "Loch" abgewertet wird. Sie findet zum ersten Mal Nähe zu ihrem Vater, der sie früher häufig verprügelt hat, als dieser von seiner Kindheit erzählt und wie er von seinem Stiefvater wegen seines Hungers nach Wissen zum Krüppel geschlagen wurde. 

Das Buch ist nicht nur ein Entwicklungsroman, sondern auch eine detaillierte Darstellung der deutschen Geschichte: Die Sechziger-Jahre werden lebendig. Obwohl ich etwas jünger als die Autorin Ulla Hahn bin, kann ich mich doch noch an so manches erinnern. Auch wenn einige Szenen der Milieuschilderung den Erzählfluss hemmen, kann ich auch sie aufgrund des Erinnerungswertes genießen. Und so kann ich auch dieses Buch nur empfehlen.