Rezension

Außergewöhnlich..

Der böse Nik - Helwig Arenz

Der böse Nik
von Helwig Arenz

Bewertet mit 2.5 Sternen

Vier grundverschiedene Menschen, die dennoch eins gemeinsam haben - einen ganzen Haufen persönlicher Probleme. Und daraus bildet sich nun eine Wohngemeinschaft, als Mittel zum Zweck, als Chance, als letzter Stoß am Rande des Abgrunds. Je nachdem, wie sich die Sache eben entwickelt. Nik mitten drin und das Chaos in ihm übertrifft das Chaos um ihn herum bei weitem.

Schon allein der Schreibstil ist ungewöhnlich anders. Ich gebe zu, damit musste ich mich erstmal anfreunden. Poetisch und schön ist er, keine Frage. Und eigentlich schätze ich das sehr. Aber die Sätze waren doch sehr abgehackt, man hatte ein wenig das Gefühl, sich in den Worten zu verlieren und nicht wirklich weiter zu kommen. 
Der Anfang wird dem Leser sowieso nicht wirklich leicht gemacht - es werden allerhand Fragen aufgeworfen, keine einzige wird beantwortet, die Personen bleiben Schemen, die durch die Szenen huschen und man hat keine Ahnung, mit wem man es zu tun hat. Ein bisschen wie ein schlechter Traum. Ob das wohl so gewollt war?

Wenn der erste Schritt dann mal geschafft ist und man sich als Leser orientiert hat, wird es besser. Komischerweise empfand ich die Nebencharaktere weitaus besser illustriert als unseren Protagonisten - und aus dessen Sicht erleben wir das Ganze immerhin. Aber Nik bleibt über weite Strecken relativ farblos, was aber auch wieder etwas für sich hat. Ich bekam das Gefühl, dass er sich selbst nicht ganz versteht, warum sollten wir als Leser da also weiter sein als er?
Grandios gelungen fand ich hingegen Gabi, den Leiter des Wohnprojekts. Dass es bei dem scheinbaren Gutmenschen nicht nur darum geht, Menschen zu helfen, wird sehr schnell klar. Es geht um Macht und um Kontrolle - das zu beobachten, seine Entwicklung, hat mir am Besten gefallen.

Das Ende war großartig konstruiert, kam völlig unerwartet und hat mich mit einem "Oh" Gefühl erstmal sitzen lassen. Trotzdem hat es mich völlig kalt gelassen. 

Ich bin mir also selbst nach dem Lesen nicht wirklich im klaren, was ich von diesem Buch halten soll. Es hat mich fasziniert, aber nie erreicht. Ich verbuche die Erfahrung unter "anders" - und anders ist irgendwie auch immer lesenswert.