Rezension

Band 2 überzeugt über alle Maßen!!

Das Blut der Rebellin
von Sabrina Qunaj

Bewertet mit 5 Sternen

Rezension zu „Das Blut der Rebellin“ von Sabrina Qunaj

 

„Wie angenehm, dass mein Name nicht ist als ein Name. In der walisischen Geschichte bin ich kaum mehr als eine Randbemerkung, die im Schatten einer berüchtigten Großmuter und anderer heldenhafter Familienmitglieder steht. Meine Geschichte mag im Vergleich simpel erscheinen, doch es sind die einfachen Dinge, jene ohne Glanz, die bedeutsamer sind als jede Heldentat.“ (S. 15)

Wales im 12. Jahrhundert. Fast 20 Jahre lang begleiten wir Isabel, die jüngste Tochter des Geraldine Geschlechts, auf ihrer persönlichen Rebellion und größten Selbstbehauptungsreise ihres Lebens. Während in England der Bürgerkrieg wütet, soll Isabel mit dem Sheriff von Pembroke zwangsverheiratet werden, ein Zwecksbündnis, wie üblich in der Zeit. Einen Tag vor der Eheschließung stürmen walisische Rebellen das Anwesen und nehmen das Mädchen als Geisel, zugleich befreien sie Isabels besten Freund Ralph aus dem Kerker des Sheriffs. Als Nachfahre der Waliser (oder Briten, wie sie sich selbst damals nannten), schlug ihr Herz schon immer für dieses Volk. Nicht nur brachten sie starke, kriegerische Frauen hervor, sondern hielten an Tugenden wie Tapferkeit, Liebe und dem Sinn für Gerechtigkeit fest. Entfacht wurde diese Leidenschaft durch Geschichten und Gesänge, die sie ihr Leben lang nicht mehr losließen. So fällt es Isabel auch nicht allzu schwer, ihr offizielles Geisel-Dasein zu akzeptieren. Hinzu kommt, dass die Rebellenführer, welche entfernt mit ihr verwandt sind, sie als Familienmitglied aufnahmen, nicht etwa als Gefangene. Die meisten Burgbewohner sind ihr wohl gesonnen und akzeptieren sie schnell als Teil ihrer Sippe. Und schon bald entwickelt sie sich selbst zu einer walisischen Rebellin..

Ich bin bekennender England-Liebhaber und habe mich durch sämtliche Bibliotheken gewühlt, die dieses Thema zu bieten haben. Aber dieser Roman hat mir nicht bloß eine herzerwärmende, facettenreiche und glaubwürdige Geschichte geboten, sondern mich die Engländer aus einer anderen Sichtweise betrachten und viele neue Erkenntnisse gewinnen lassen. Ins historische Wales bin ich gedanklich noch nie gereist und über alle Maßen glücklich, dass ich hiermit die Möglichkeit dazu hatte. Neben diesem neu gewonnenen Erkenntnisreichtum spielen allerdings noch einige andere Faktoren mit hinein. Angefangen beim Schreibstil. Viele historische Romane haben ja das Manko, dass sie sehr trocken daherkommen und eine Fülle von Informationen in möglichst wenige Seiten „quetschen“ und somit den Lesefluss beeinträchtigen. Das war hier nicht annähernd der Fall, ich hatte förmlich das Gefühl, durch die Seiten zu fliegen, ohne Qualitätseinbußen zu haben.
Es wurde sich nicht in unnötigen Details verloren, aber das Wesentliche – die Landschaften, Burgen und Charaktere, hatte ich so bildlich vor Augen, als hätte ich sie selbst erlebt.

Dann die Charaktere selbst. Jeder einzelne von ihnen, wurde so liebevoll und authentisch gezeichnet, dass mir noch Tage nach Beenden des Buches lebhaft vor Augen sind. Jeder hatte seine ganz eigene kleine Geschichte und einen glaubwürdigen Charakter. Isabel zum Beispiel als Hauptprotagonistin. Sie ist nicht bloß der Rebellion wegen rebellisch, sie hat plausible Gründe, wir erleben ihre Entwicklung von Anfang an mit und schließen sie direkt ins Herz. Und obwohl es eine Fülle an sympathischen Charakteren gab, ist keiner von ihnen ein „Über-Charakter“, makellos und überspitzt. Allein der Bogenbauer Trystan, auf den ich nun nicht weiter eingehen möchte, ist der Griff zu diesem Buch wert!

Auch die Handlung hat mich völlig überzeugen können. Es wurde eine zarte (auf keinen Fall zu dominante) Liebesgeschichte eingeflochten, die auch mich als jemand, der solche Themen gerne meidet, stark berühren konnte. Kampfszenen wurden sehr glaubhaft dargestellt, allerdings überkam mich manchmal das Gefühl, dass die Menschen vor lauter Krieg den Frieden nicht mehr sahen – das ist allerdings keine Kritik am Buch, sondern an der Entwicklung der Menschheit.

Fazit: Der 2. Band der „Wales-Reihe“ (nicht der offizielle Name), hat mich sämtliche Gefühle durchleben lassen, zumeist aber unglaublich berührt. Ich wünsche dem Buch von ganzem Herzen, das es kein Geheimtipp bleibt, denn für mich zählt die Autorin schon jetzt zu einer der besten in diesem Genre!