Rezension

Beängstigende, greifbare Dystopie

Die Mauer - John Lanchester

Die Mauer
von John Lanchester

Bewertet mit 5 Sternen

Wer sich hier eine zynische Analyse der Folgen des Brexits erwartet, wird endtäuscht werden. Denn dieses Buch spielt zwar in Großbritannien nach der „Wende“, doch hier geht es vielmehr um das Leben in einer Welt, die von den Generationen zuvor zerstört wurde, in der der gestiegene Meeresspiegel das Leben auf der Erde zum großen Teil unmöglich gemacht hat, und in der sich Großbritannien durch eine fünf Meter hohe Mauer vor den Fluten und vor „den Anderen“ schützt.

Es wird wenig auf die Umstände eingegangen, wie es so weit kam, auch das jetzige Leben wird nur kurz und knapp umrissen und lässt in beiden Fällen viel Spielraum für die eigene Phantasie und Interpretationen. Es wird genau so viel geschrieben, wie es benötigt um eine düstere Ahnung zu haben, um zu spüren, dass wir eventuell genau auf diese „Wende“ zusteuern, sie genauso kommen lassen, wie es die Elterngeneration in „die Mauer“ getan hat.

Ein sehr kluges, gut geschriebenes Buch, das sich nicht in Details verliert, sondern eindringlich den „Istzustand“ vor, auf und hinter der Mauer beschreibt.

Nüchtern, gut, unbedingt lesenswert!