Rezension

Beeindruckend

Am Ende eines Sommers
von Isabel Ashdown

Bewertet mit 5 Sternen

Familie- damit verbindet man Liebe, Gemeinsamkeit, Zusammenhalt, Geborgenheit. Familie- das ist manchmal auch viel Leid, Tränen, Streit. Rachel und Mary sind Geschwister, sie wachsen auf in ihrer Familie. Die beiden halten fest zusammen, in guten wie in schlechten Zeiten sozusagen. Als Mary schwanger ist und Billy heiratet, entfernen sich die Geschwister immer weiter voneinander, bis sie über Jahre keinen Kontakt mehr haben. Mary ist nicht glücklich, ihre Schwiegermutter kann sie nicht leiden und Billy ist nicht Kerl genug, um seiner Frau den Rücken zu stärken. Und so sucht sie Trost im Alkohol und versinkt immer tiefer in ihrer inneren Einsamkeit. Ihre Söhne Matthew, Jake und Andy können nur hilflos zusehen.

Meine Meinung

Es berührt mich immer sehr, wenn in solchen Geschichten die Kinder letztendlich die Leidtragenden sind, so wie hier. Und doch kann ich mich dem Ganzen nicht entziehen, gerate tiefer und tiefer in die Konflikte, die sich zwischen den verschiedenen Generationen entwickeln.

Es sind zwei Geschichten, die sich dem Leser hier eröffnen: Zum einen erzählt Mary von ihrem Leben, ihre Geschichte beginnt 1957. Sie ist noch ein kleines Mädchen, gerade 10 geworden. Mary nimmt den Leser mit durch ihr Kindsein, durch ihre Jugendzeit und schließlich durch ihre depressive Zeit, als sie selbst Mutter ist.

Der zweite Handlungstrang wird aus der Sicht von Jake geschildert. Jake ist der zweite Sohn von Mary, und seine Geschichte beginnt 1984, er ist 13. Seine Eltern Mary und Billy leben getrennt voneinander, und so sehen die Jungs ihren Dad hauptsächlich an den Wochenenden. Matthew ist schon 17, er ist ausgezogen, förmlich von daheim geflohen. Unbewusst hat er damit Jake ein schwere Last aufgebürdet, denn er ist nun derjenige, der versucht, Marys Alkoholproblem vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Er bringt sie nach Hause, als sie betrunken vor der Kneipe umherirrt, er erfindet Entschuldigungen, warum sie nicht zum Elternsprechtag erschienen ist, er bemüht sich, die Wohnung ordentlich zu halten, damit sein kleiner Bruder Andy nichts bemerkt. Aber er ist eben noch ein Kind, und irgendwann bricht das aufgebaute Gerüst zusammen. So sollte seine Kindheit sicher nicht aussehen. So früh sollte er nicht erwachsen werden, nicht so.

Es ist schmerzhaft, zu lesen, was ein Kind aus lauter Liebe seiner Mutter gegenüber versucht, damit alles harmonisch erscheint. Zwischendurch hat man durchaus das Gefühl, dass Mary ihr Leben wieder in den Griff bekommt. Sie läßt das Trinken, und versucht, ihren Aufgaben als Mutter und Frau gerecht zu werden. Sogar Billy zieht wieder ein, und es kommt schon ein Gefühl von Geborgenheit und Liebe auf.
das Buch endet im Sommer 1985, aus der Sicht von Jake, und auch aus der Perspektive Mary's. Soviel sei gesagt: Es kann nun mal nicht immer ein Happyend geben.

Unterm Strich

Ein Buch, das seinen Eindruck hinterlässt. Man kann es nicht einfach so weglesen und dann beiseite legen. Es muß ankommen, sich setzen. Zumindest hat es das bei mir getan.