Rezension

Beklemmend, düster und vielschichtig

Die Familie gegenüber -

Die Familie gegenüber
von Nicole Trope

Bewertet mit 5 Sternen

Für Psychothriller bin ich immer zu haben und bei Bookouture weiß ich, das sie ein unglaublich gutes Gespür dafür haben.
Von Nicole Trope ist es tatsächlich mein erstes Buch, wird aber nicht das letzte gewesen sein. Denn dieser hat mir unfassbar gut gefallen.

Der Schreibstil der Autorin ist wahnsinnig fesselnd und bildgewaltig.
Ich mochte die beklemmende und teils düstere Atmosphäre sehr gern, weil es sehr gut zur Story gepasst hat.
Wir haben es hier mit drei zentralen Charakteren zutun.
Von denen wir auch die Perspektive erfahren, dass gibt ihnen sehr viel Raum zur Entfaltung, was ausgiebig genutzt wird.
Katherine, Logan und Gladys.
Unterschiedlicher können Menschen nicht sein und klischeehafter auch nicht. Denn genau das ist der Clou an der ganzen Sache. Nicole Trope spielt auf sehr effektive Weise mit den Klischees. Zeigt nicht nur sämtliche Seiten dessen auf, sondern spielt auch sehr geschickt damit. Sie zeigt sowohl positive, als auch negative Aspekte dabei auf. Aber nicht nur das. Sie zeigt aufgrund dessen,warum Menschen agieren, wie sie es eben tun.
Und das ist einfach das besondere und herausragende hierbei.

Ein perfekter Tag. Eine perfekte Familie.
Doch plötzlich geraten die Dinge in Schieflage und nichts scheint mehr mit Perfektionismus zutun zu haben.
Was passiert wirklich im Haus der Familie West, in dem alles verstummt ist und trotzdem seltsame Dinge vor sich gehen?
Dadurch das wir Katherines Perspektive erfahren, weiß man recht schnell, was im Haus passiert. Aber man weiß, dass es eine Sache auf keinen Fall sein kann.
Doch wer steckt dahinter?
Parallel dazu erfahren wir Logans Geschichte, der erstaunlich feinfühlig reagiert. Und das obwohl er sein eigenes Päckchen zu tragen hat, das definitiv nicht ohne ist. Mir ist Logan unglaublich ans Herz gewachsen. Gerade weil er nicht der harte Kerl ist, wie es den Anschein hat.
Doch die Menschen neigen dazu, vorschnell ihr Urteil zu fällen.

Nicole Trope lässt die Charaktere einmal um die eigene Achse drehen und zeigt gerade mit dieser Vielschichtigkeit enorm viel auf.
Für Familie West geht es um Leben und Tod.
Aber keiner weiß, woher die Bedrohung kommt und noch schlimmer, die Nebenakteure büßen ihre Glaubwürdigkeit ein. Weil sie handeln, wie sie es immer getan haben. Und das ist genau der Punkt. Irgendwann glaubt dir niemand mehr, was sich im Ernstfall verheerend auswirken kann.
Dieser Psychothriller punktet keinesfalls mit Tempo. Es ist der Schrecken und die Grausamkeit zwischen den Zeilen.
Die Ausweglosigkeit und zugleich Hoffnungslosigkeit, die immer wieder untermauert wird.
Jeder handelt mit extremer Verzweiflung. Die Angst macht sie zu Menschen, die sie nicht sein wollen.
Ein Mensch wird nicht böse geboren. Er wird dazu gemacht und trotzdem liegt es im eigenen Ermessen, dass Ruder von selbst rumzureißen und einen anderen Weg einzuschlagen.
Und auch wenn ein Mensch schreckliche Dinge tut, muss er nicht zwangsläufig böse sein. Das ist ein schmaler Grad, auf dem wir uns hier bewegen und genau das zeigt die Autorin hier sehr eindringlich auf.

Sie fokussiert sich sehr auf die psychologischen Aspekte, setzt aber dennoch Grenzen und das ist ihr in meinen Augen unglaublich gut gelungen.
Und ich dachte, ich wüsste die Auflösung.
Bis zu einem bestimmten Punkt stimmt das auch. Aber wie sie die Zusammenhänge untereinander aufgezeigt hat, war einfach unglaublich gut gemacht.
Letztendlich ist es ein Psychothriller, der nicht nur berührt, sondern auch viel Dramatik und Tragik im Gepäck hat.
Der über unglaublich großen Schmerz, Angst und Verzweiflung verfügt, dass man einfach nicht wegschauen kann.
Definitiv ein Werk, das ich absolut empfehlen kann.

Fazit:
Mit „Die Familie gegenüber “ hat Nicole Trope einen sehr feinfühligen und tiefgreifenden Psychothriller zu Papier gebracht.
Beklemmend, düster und vielschichtig.
Er zeigt, dass du nicht verurteilen darfst, wenn du die Geschichte dahinter nicht kennst.
Ebenso erzählt er wahnsinnig viel über Menschlichkeit und wie leicht das Leben entgleisen kann.
Ich kann ihn nur jedem ans Herz legen.