Rezension

Berührender Höhepunkt der Saga rund um die Künstlerfamilie Dehmel

Fine und die Zeit der Veränderung -

Fine und die Zeit der Veränderung
von Ulrike Renk

Bewertet mit 5 Sternen

Anfang der 1930er Jahre hat die Wirtschaftskrise Berlin fest im Griff und Ulla Dehmel steht vor der Herausforderung, für den Lebensunterhalt ihrer drei Töchter zu sorgen. Irgendwann kann Ulla eine ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln, Kleidung etc. nicht mehr sicherstellen und sie ist gezwungen, ihre drei Töchter bei einer Pflegefamilie in Thüringen unterzubringen.

Die drei Mädchen, auch die älteste Tochter Fine, vermissen ihre Mutter sehr und tun sich schwer damit, Berlin zu verlassen, doch irgendwann sehen sie durchaus die positiven Seiten ihres neuen Lebens mit mehr Stabilität.

Als die Nazis an die Macht kommen, wächst die Sorge Ullas um ihre halbjüdischen Kinder…

 

 

Meine Meinung:

Ich liebe die Bücher von Ulrike Renk und habe die drei ersten Teile dieser Reihe mit Begeisterung gelesen. Auch dieser vierte Teil hat mich nicht enttäuscht und ich war gleich wieder mitten im Geschehen.

Es war schön, liebgewonnene Personen „wiederzutreffen“, allen voran Ulla, und die Erzählung knüpft in genau der richtigen Weise an die Vorgängerbände an, so dass man sich gerne an manche Begebenheit erinnert, ohne dass man gelangweilt wird.

Mit Ulla trifft man als Leser:in zunächst wieder die gewohnt empathische und reflektierte Persönlichkeit, während ihr Mann Heinrich sich leider mehr zum Negativen entwickelt hat.

 

Dafür lernen wir mit Fine eine tolle neue Hauptfigur kennen, die mir mit ihrer Stärke und Beharrlichkeit sehr gut gefallen hat und mir durchweg sympathisch war.

 

Neben den sehr authentisch wirkenden Personen, denen ich wieder sehr nahe gekommen bin, hat mich vor allem wieder der wunderschöne Erzählstil der Autorin gefangen genommen. Ich kann gar nicht so genau beschreiben, wie sie das macht, aber ich fühle mich beim Lesen automatisch wohl und ganz nah dran, auch wenn es um unangenehme Themen geht.

 

Durch das Mitleiden und Mitfiebern mit Ulla, Fine und den anderen Figuren konnte ich mir die Not der Menschen zur Zeit der Weltwirtschaftskrise, die Situation mit Kommunisten, Sozialdemokraten und Nazis und schließlich den Beginn der Naziherrschaft und der Judenverfolgung sehr lebhaft vorstellen. Ulrike Renk vermittelt historisches Wissen wieder einmal sehr gekonnt. Auch die Lage in Berlin versus auf dem Land wird sehr plastisch geschildert.

 

Dieser Roman ist wieder ein Meisterwerk eines historischen Romans, basierend auf dem realen Schicksal einer Familie.

 

 

Fazit:

Mich hat der Roman sehr bewegt und berührt und er wird mich sicherlich noch lange beschäftigen. Sehr gerne würde ich noch mehr über Fine und über diese spannende Familie lesen.