Rezension

Besorgter Blick über den Atlantik

Im Wahn -

Im Wahn
von Klaus Brinkbäumer

Der Titel des Buches weist die Richtung in Bezug auf die Sichtweise der beiden Autoren Klaus Brinkbäumer und Stephan Lamby. Beides erfahrene Journalisten und Insider, wenn es um die Politik und die Gesellschaft der USA geht. Wenn deutsche Journalisten den Blick auf ein anders strukturiertes, demokratisches System werfen, so ist das für die deutsche Leserschaft gut nachvollziehbar, gehen wir doch von der gleichen Basis aus. Bleibt jedoch die nicht unwesentliche Frage: beleuchtet diese Aussensicht die Kernpunkte, die sich für die US-amerikanischen Wähler stellen, eben aus ihrer Innensicht?

Inhaltlich gehen die beiden Autoren ausführlich auf die aktuelle politische Situation in den USA ein. Ein tiefer Riss geht durch die Bevölkerung: werden/sind die vereinigten Staaten eher verfeindete Staaten? Der "Krieg" der Meinungen spiegelt sich auch in den US-amerikanischen Medien wider. Wesentliche Akteure der schreibenden Zunft und der TV-Landschaft werden dem Leser vorgestellt und näher gebracht. Natürlich werden auch die aktuellen politischen Ereignisse und die zugehörigen Meinungen und Entscheidungen des US-Präsidenten Donald J. Trump ausführlich kommentiert. Die Autoren blicken aber nicht ausschließlich auf die Administration, sondern sie werfen auch einen (besorgten) Blick auf die Auswirkungen der momentanen Politik der Vereinigten Staaten. Alles andere als ein beruhigendes Szenario.

Es ist ein fatales Zeugnis, das die beiden Buchautoren dem amerikanischen Präsidenten ausstellen. Nahtlos schliessen sie sich damit der Mehrzahl von Journalisten an, gleich ob es sich um amerikanische oder europäische Journalisten und Autoren handelt. Eigentlich dürfte sich die Frage gar nicht stellen, ob Donald Trump eine Chance besitzt, wieder gewählt zu werden. Und doch spricht die Realität eine andere Sprache. Zwar liegt er aktuell in Meinungsumfragen hinter seinem Konkurrenten Joe Biden zurück, aber das war vor vier Jahren gegen seinen damaligen Widerpart Hillary Clinton nicht anders - erst die Wahl entschied. Man muss abwarten.
Neben der Darstellung und Kommentierung der politischen und administrativen "Leistungen" Trumps, lenken Brinkbäumer und Lamby einen Blick in die amerikanische Bevölkerung, hinein in ein zutiefst gespaltenes Land. Eine Lösung dieses Problems wird auch die kommende Wahl nicht unmittelbar bringen; zu tief scheinen die Gräben. Ob die gut gemeinten Ratschläge zur Optimierung des demokratischen Systems weiter helfen und wirklich zum "System USA" passen, sei dahin gestellt. Die präsidiale Demokratie weist ihre Stärken und Schwächen ebenso auf, wie alle anderen Formen der Demokratie. Die Entscheidung über notwendige Veränderungen obliegt ausschließlich der jeweilig heimischen Bevölkerung. Transatlantische Ratschläge können helfen, müssen es aber nicht.