Rezension

Bewegende Geschichte

Der Leuchtturm von Hope Harbor - Irene Hannon

Der Leuchtturm von Hope Harbor
von Irene Hannon

Bewertet mit 5 Sternen

„...Marci sprudelte vor Begeisterung fast über und dachte an das alte Sprichwort: Hindernisse sind Stufen, die uns weiterbringen...“

 

Ben Garrison ist zurück nach Harbor Hope gekommen, um Abschied von seinem Großvaters zu nehmen, die Wohnung des Großvaters aufzulösen und sein Häuschen zu verkaufen. Nach seiner Entlassung als Militärarzt wartet die Stelle als Arzt in einer renommierten Praxis in Ohio auf Ben. Deshalb ist er nicht begeistert, als er erfährt, dass ihn der Großvater auch den alten Leuchtturm vererbt hat. Zwar knüpfen sich daran wertvolle Kindheitserinnerungen, aber er hat nicht das Geld noch die Zeit, die eine Renovierung brauchen würde.

Was weder dem Ort noch dem Großvater gelungen ist, wird plötzlich möglich. Ein Investor ist bereit, das marode Gebäude zu kaufen. Doch die Wogen im Ort überschlagen sich, als bekannt wird, dass der den Leuchtturm abreißen will.

Die Autorin hat eine berührende Geschichte geschrieben. Es ist eine Geschichte von Zusammenhalt und Veränderung.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Immer wieder erinnert sich Ben an seinen Großvater und dessen weise Ratschläge.

 

„...Denk immer daran, dass sich das Leben so schnell bewegt wie ein Maulwurfkrebs. Und genauso schnell kann es wieder verschwinden. Sei für jeden Tag dankbar und lebe ihn bewusst...“

 

Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Ben zeichnet sich durch seine Empathie aus. Doch er ist ein gebranntes Kind und hält sich deshalb von Frauen möglichst fern. Was einst passiert ist, erfahre ich im Laufe der Handlung.

Marci, die Redakteurin der örtlichen Zeitung, nimmt die Rettung des Leuchtturms in ihre Hände und sucht sich dazu Helfer. Die junge Frau hat auf Grund schlechter Erfahrungen ein hohes Sicherheitsbedürfnis und ein heftige Temperament. Das bekommt Ben nicht nur einmal zu spüren. Trotzdem fühlt er sich zu ihr hingezogen. Auch Geduld gehört nicht zu ihren Tugenden.

Der ruhende Pol im Ort ist Charley, dessen Tacos für manche zur Leibspeise gehören. Der scheint sogar mit den Seemöwen zu sprechen. Als genauer Beobachter weiß er, was im Ort läuft. Außerdem hat er, ähnlich wie Bens Großvater, eine philosophische Ader:

 

„...Manchmal lassen wir zu, dass schwierige Bälle, die uns das Leben zuwirft, unser inneres Navigationssystem stören...“

 

Obwohl ich die anderen Bände nicht kenne, hatte ich kein Problem, der Handlung zu folgen. Alles Nötige, was ich über die Bewohner wissen musste, wurde mir wie nebenbei mitgeteilt.

Die Rettung des Leuchtturms entwickelt sich zum Gemeinschaftsprojekt. Bewegend wird erzählt, wie mancher durch die neue Aufgabe über sich hinauswächst und wieder Freude am Leben gewinnt.

Dazu wird auch ein stilles Gebet genutzt:

 

„...Bitte, Herr, schenke es doch, dass dieses Projekt sein Interesse weckt, damit er etwas anderes zu tun hat, als den ganzen Tag im dunklen Haus oder auf den Klippen zu sitzen, und allem, was er verloren hat, nachzutrauern...“

 

Auch Ben denkt neu über seine Ziele nach. Dann aber wird er erneut mit seiner Vergangenheit konfrontiert.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Eine schöne Beschreibung von Land und Leuten, tiefgehende Gespräche, eine leise Prise Humor und die sichtbaren Veränderungen im Ort und im Leben des einzelnen durch die gemeinsame Aufgabe machen das Lesen zum Vergnügen.