Rezension

Blaue Fässer im Weißen Land

Bretonisches Gold - Jean-Luc Bannalec

Bretonisches Gold
von Jean-Luc Bannalec

Bewertet mit 3 Sternen

Hat eigentlich schon jemand einen Namen gefunden für diese eigentümliche Mischung aus Krimi und Reiseliteratur? Es wäre an der Zeit!

Auch der Frankreich-Krimi von Jean-Luc Bannalec spielt dort, wo andere am liebsten Urlaub machen. Begleitet von ausführlichen Landschaftsschilderungen, fachmännischen Ausführungen über  Salzgewinnung und bretonische Eigenheiten lässt Bannalec seinen Kommissar Dupin durch die weitflächige Salinenlandschaft der Guérande streifen.

Wieder vertraut ein Krimiautor auf einen Zugereisten, um die Schönheit der Region aus der nötigen Distanz zu betrachten und sich doch von Tag zu Tag mehr in die Wahlheimat zu verlieben.

Der Verdacht seiner Freundin Lilou Breval, die als Journalistin für den “Ouest France” arbeitet, führt Dupin in die Salinen vom Maxime Daeron. Hier sollen blauen Fässer lagern, die in der aufwendigen, seit Jahrhunderten überlieferten Salzgewinnung so gar nichts verloren haben. Kaum in den Salzgärten angekommen, gerät Dupin in einen Schusswechsel. In der Nacht darauf wird Lilou Breval ermordet und Dupin ist mitten in seinem dritten Fall.

Dupin, ein Pariser, der in die Bretagne strafversetzt wurde, ermittelt in “Bretonisches Gold” auf gänzlich fremden Terrain. Hauptermittlerin ist seine Kollegin Rose, eine dynamische und äußerst entscheidungsstarke Bretonin, mit der er zunächst um Kompetenzen rangelt. Das ändert sich jedoch im Laufe der Ermittlungen, denn Dupin, der eher ein Bauchmensch ist, und die kühle Rose ergänzen sich ideal.

So viel sei gesagt: Der Fall, um den es geht, ist nicht irgendeine Geschichte, die sich zufällig in der Bretagne abspielt. Alles passt. “Bretonisches Gold” ist Reiseführer für kulturgeschichtlich Interessierte, die gutem Essen nicht abgeneigt sind und ein Faible für französische Lebensart haben – ja, und auch ein Krimi, der auf solide Polizeiarbeit setzt und vom festen Willen der Ermittler getragen wird, “die Ordnung wiederherzustellen”.

Jean-Luc Bannalec ist ein Pseudonym, hinter dem sich ein Autor verbirgt, der sowohl in Deutschland als auch in Frankreich zu Hause ist. Das Finistère scheint er wie seine eigene Westentasche zu kennen. So ortskundig sind seine Schilderungen. Ein Foto des Autors sucht man allerdings vergeblich im Klappentext. Ich fand’s schade.

“Bretonisches Gold” ist kein Buch, bei dem ich vor Spannung nicht schlafen konnte, aber ein Buch, das definitiv Lust auf eine Reise in die Bretagne macht.

Kommentare

Karithana kommentierte am 02. Juli 2014 um 20:21

Danke auch für deine Rezi. Ist die zweite, die ich dazu lese. Das Buch ist auf meiner WuLi, allerdings mehr wg. der Guérande als wegen des Krimis. Die sind ja eher mau.