Rezension

Blick auf den Klinikalltag

Das Lächeln der Leere - Anna S. Höpfner

Das Lächeln der Leere
von Anna S. Höpfner

Bewertet mit 4 Sternen

Bei diesem Buch handelt es sich um eine Autobiographie. Die Autorin beschreibt darin den zweimonatigen Aufenthalt in einer auf Essstörungen spezialisierten Klinik. Sie selbst ist gerade mal 14 Jahre alt und wiegt knapp über 40 kg, als sie aufgenommen wird. Daran ändert sich während der 8 Wochen Therapie auch nicht wirklich viel. Aber in ihr drin finden diverse Erkenntnisprozesse und Ansätze der Selbstreflexion statt, die sie mit dem Leser teilt.

Das Buch ist sehr authentisch und ehrlich. Es beschreibt sehr gut und auch für den Laien verständlich, was das Wesen der Anorexie (Magersucht) ausmacht.

Leider ist es nur wie eine Momentaufnahme zu bewerten. Sowohl der Weg in die Essstörung hinein als auch der Weg wieder hinaus, sind deutlich komplexer und zeitaufwendiger. Ohne eine ambulante Nachbetreuung, die in dem Buch keine Erwähnung findet, halte ich den Therapieerfolg langfristig für mehr als gefährdet, gerade im Hinblick auf das Alter. 

Die Autorin spricht im Epilog an, dass es mit den 8 Wochen Klinik nicht getan sei, aber ich bezweifle, dass das bei einem unbedarften Leser ankommt. Ich kenne genug Leute, die sich mit der Materie nicht auskennen und nie betroffen waren und daher nach dieser Lektüre womöglich denken, nach den zwei Monaten ist die Betroffene geheilt und wieder auf Kurs.

Letztlich sind es Denkspiralen, die - einmal gedacht - für immer im Bewusstsein verankert sind. Je länger sie aktiv aufgerufen werden, um so tiefer sind sie verankert. So oder so muss man sich ein Leben lang mit ihnen arrangieren und sie gegebenenfalls in ihre Schranken weisen und ihrer (Über)Präsenz berauben.

Für Betroffene ist das Buch ein Blick hinter die Kulissen und nimmt vielleicht ein paar der Hemmungen und Ängste, die sich im Hinblick auf einen Klinikaufenthalt entwickeln können. Allerdings ist es die beschriebene Einrichtung eine Klinik unter vielen und hat ihr spezielles Therapiekonzept, auch ist letztlich jeder Patient anders und die Gruppendynamik ist auch nicht zu unterschätzen.

Das Buch schreit für meine Begriffe geradezu nach einer Fortsetzung. Interessant wäre, wie es Sofia mit 18 geht und was sie bis dahin erlebt und in welche Richtung sie sich entwickelt hat. Das würde die Geschichte abrunden und das Bild deutlich umfassender machen.