Rezension

Blick in die Seele des Grauens

Fida - Stefanie Maucher

Fida
von Stefanie Maucher

Bewertet mit 5 Sternen

..."Eiligen Schrittes überquert sie die Straße und hastet mit gesenktem Kopf den Gehweg entlang. Vorbei an dem zerfallenden Gemäuer eines alten Wohnhauses, von dem der Putz in großen Brocken abblättert, und der kargen, brachliegenden Wiese, die daran angrenzt...."

Tatjana hofft, dass ihre 13-jährige Tochter Laura gefunden wird. Nur die Routine, wöchentlich neue Suchplakate in den Straßen aufzuhängen, gibt ihr die Kraft weiterzumachen. Doch das Mädchen bleibt verschwunden und Tatjanas Ehe ist diesem Druck und der Hoffnungslosigkeit nicht gewachsen. Von der Polizei gibt es auch keine neuen Ermittlungsergebnisse. Ein USB-Stick mit Fotos vom Tag des Verschwindens gibt Tatjana neue Hoffnung, worauf sie sich alleine auf die Suche macht.

Verschiedene Erzählstränge halten den Leser in atemloser Spannung. Aus der Sicht der Mutter erlebt man das hilflose Bemühen, den Alltag zu meistern. Die Kraft zu finden weiterzumachen und zu kämpfen, um jeden kleinen Strohhalm, der sie zu ihrer Tochter führen könnte.
Dem Opfer kommt man sehr nah und taucht in eine Welt des Entsetzens, des Leidens und der Selbstaufgabe ein.
Und schließlich begleitet man den Täter und erfährt mehr über seinen familiären Hintergrund. Der keinerlei Grund bietet, was aus diesem „Etwas“ geworden ist.
Ein Bild dunkelster Abgründe der menschlichen Psyche entsteht. Bei dem man als Leser mehr als einmal versucht ist, das Buch zur Seite zu legen und dann doch voller Abscheu und Neugier weiterlesen muss.

Stefanie Maucher hat einen Roman geschrieben, der nicht nur für einen Moment unter die Haut geht. Emotionsgeladen und verstörend direkt schaut man tief in die Seele des Grauens.