Rezension

Blutiger Rachefeldzug

Strandmord in Neuharlingersiel. Ostfrieslandkrimi - Rolf Uliczka

Strandmord in Neuharlingersiel. Ostfrieslandkrimi
von Rolf Uliczka

Bewertet mit 5 Sternen

„...Warum hatte sich der Verbrecher am erleichterten Verzug davonmachen können? Für die Zivilisten unter den Trauergästen die unverständliche Frage, warum lebenslänglich nicht lebenslänglich war. Und warum die Gesellschaft nicht besser vor solchen Individuen vom Staat geschützt wurde...“

 

Bei Frau Dr. Christine Wallmann meldet sich ein Notfallpatient mit einem Burnout. Es ist ihr letzter Patient für diesen Tag – und ihr Mörder.

Heike Grabowski hat wegen Depressionen ihren Dienst bei der Kriminalpolizei aufgeben müsse. Sie lebt jetzt in Ostfriesland. Auch für sie wird das der letzte Tag ihres Lebens.

Bert und Nina sind zusammengezogen. Die Nachbarn organisieren am Samstag eine für die Gegend typische Einzugsfete.

Am Montag aber kommt die Nachricht von Christines Tod und Heikes Verschwinden. Verdächtig ist Heinz Dieter Meyer, der zu lebenslänglich verurteilt war und den erleichterten Vollzug zur Flucht genutzt hat. Damit ist klar, das auch Bert auf dessen Abschussliste steht, denn er hatte ihn damals zusammen mit Heike ins Gefängnis gebracht.

Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Wichtige Informationen zu den Ermittler, die Bezug auf alte Fälle nehmen, werden gekonnt in die Geschichte integriert.

Wie gewohnt werden die Handlungsorte ausreichend und anschaulich beschrieben. Ab und an ist Platz für ein bisschen Humor.

 

„...Sie (Anmerkung: Nina) sollte aber noch feststellen, dass der legendäre, etwas raue Kohlenpottcharme mit solchen kleinen Unwägbarkeiten wie einer verkehrsbedingten Verspätung locker umzugehen verstand...“

 

Der Autor fährt zweigleisig. Einerseits darf ich die Ermittler bei ihren Recherchen begleiten, andererseits wird mir ab und an ein Blick in die Welt des Täters gestattet. Während die Ermittler noch rätseln, ob Meyer Komplizen hat, kenne ich die Antwort schon.

Gut gefallen hat mir, das sich der Autor kritisch mit unserem Rechtssystem auseinandersetzt. Ein Problem wird im Eingangszitat angesprochen. Eine zweite Schwierigkeit ist die Beweisbarkeit von Verbrechen. Da der Täter bei Christines Ermordung Handschuhe trug und andere Beweismittel verschwinden ließ, ist der Nachweis der Tat unmöglich, wenn nicht Zeugen gefunden werden, die ihn beim Betreten der Praxis gesehen haben.

Doch auch ein technisches Problem sorgt für Unruhe. Das klingt so:

 

„...Immer wieder das leidige Thema mit den Funklöchern. Man könnte meinen, Deutschland wäre ein Dritte – Welt – Staat...“

 

Erstmals gehen Bert und Nina bei den Ermittlungen getrennte Wege. Bei der Verurteilung von Meyer vor 20 Jahren konnte ihm ein Raub nicht nachgewiesen werden. Die Beute ist bis heute verschwunden. Deshalb geht Nina nach Essen, um in den alten Akten nach übersehenen Spuren zu suchen und das eine oder andere Gespräch zu führen. Bert dagegen koordiniert die Suche nach dem Täter in Neuharlingersiel und Umgebung. Der scheint ihnen immer einen Schritt voraus zu sein.

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Einige unerwartete Wendungen sorgen für zusätzliche Spannung.