Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Brisant und Spannend, aber Ungereimtheiten in der Ausarbeitung

Never Say Anything - Michael Lüders

Never Say Anything
von Michael Lüders

Die deutsche Journalistin Sophie reist nach Marokko, um sich von ihrem marokkanischen Kollegen für einen Reisebericht die sogenannte Himmelstreppe zeigen zu lassen. Dabei geraten sie in einen amerikanischen Anti-Terroreinsatz und während die gesamte Dorfbevölkerung ausgelöscht wird, ist Sophie die einzige Überlebende. In der Weltpresse wird die Attacke auf die Terrororganisation Al Qaida geschoben und Sophie findet sich plötzlich als Augenzeugin gefangen in einem Netz aus Lügen, Vertuschung, Beobachtung und Bedrohung. Von Deutschland aus will Sophie die Wahrheit über den Einsatz ans Licht bringen und muss schon bald erkennen, dass ihr von allen Seiten Hindernisse in den Weg gelegt werden und die Sache für sie gefährlich wird...

Das Buch beschäftigt sich mit einem interessanten und spannendem Thema. Die vielen Machenschaften und Intrigen der Geheimdienste, die technischen Möglichkeiten der Manipulation sowie die Thematik des investigativen Journalismus und der Medienwelt regen als Leser zum Nachdenken an, weshalb ich das Buch als Denkanstoß definitiv weiterempfehlen kann. Weniger gefallen hat mir leider die Ausarbeitung der Geschichte. Das Buch liest sich aufgrund der Brisanz der Geschichte und dem schnellen Voranschreiten der Ereignisse durchaus flüssig, auch wenn es mich sprachlich nicht überzeugt hat, die Sprache vor allem in den Dialogen wirkte auf mich oft überspitzt und etwas gestellt. Auch den Figuren der Geschichte hat es oft an Tiefe gefehlt, allem voran Sophie als Ich-Erzählerin war mir leider nicht wirklich sympathisch, vor allem da man über ihren Charakter an sich nicht all zu viel erfährt. Sie wird als unumstrittene Heldin dargestellt, die auf mich jedoch manchmal passiv wirkt. Wenn man genauer hinschaut werden ihr ziemlich viele der Informationen und Handlungsratschläge von anderen Charakteren zugespielt. Dabei wirkt sie auch oft naiv und unüberlegt, man hat nicht das Gefühl, dass sie das volle Ausmaß der Geschichte versteht. Vor allem die beiden Charaktere von Mark und Hassan, die meiner Meinung nach viel Potential hatten waren leider schon sehr schnell aus dem Spiel.

Manche Handlungsstränge laufen ins Leere beziehungsweise einige Fragen bleiben unbeantwortet, weshalb sich die Geschichte für mich noch unvollständig anfühlt. Dafür gibt es einige Details die für meinen Geschmack nicht notwendig gewesen wären und nicht direkt irgendetwas zur Geschichte beigetragen haben, die Geschichte stattdessen aber noch zusätzlich verdramatisiert haben. Außerdem waren die Ereignisse und Personen zu stark in ein Schwarz-Weiß-Denkmuster kategorisiert. Mir fehlten die inneren Konflikte aller Beteiligten, die ihr Handeln und Denken um einiges nachvollziehbarer gemacht hätten. Vor allem die Figur von Ronald Asmussen, der zwar einerseits das richtige tun will, andererseits aber unter wahnsinnigem Druck steht, ging meiner Meinung nach hier stark unter.

Alles in allem also ein thematisch sehr interessanter und spannender Politthriller, der mich in seiner Ausarbeitung und Umsetzung leider nicht vollständig überzeugen konnte.