Rezension

Brutal und spannend

Der algerische Hirte - Wolfgang Haupt

Der algerische Hirte
von Wolfgang Haupt

Bewertet mit 4 Sternen

Ein brutaler und spannender Kriminalfall, dessen Wurzeln im Krieg zwischen Frankreich und Algerien liegen.

Handlung

Kommissar Ranfort hat betrunken seinen Freund August ermordet. Zumindest sieht es danach aus und auch die Polizei ist fest davon überzeugt. Ranfort selbst kann sich an den Abend nicht mehr erinnern. Er beginnt daher auf eigene Faust zu ermitteln und stößt schon bald auf eine Geschichte, die Jahrzehnte zurückliegt und ihren Ursprung im Krieg zwischen Frankreich und Algerien hat.

Meinung

„Der algerische Hirte“ spielt auf zwei Zeitebenen. Auf der einen lernen wir den Fremdenlegionär Pedro kennen, auf der anderen versucht der Kommissar Ranfort seine Unschuld zu beweisen. Und nach und nach kristallisieren sich die Verbindungen zwischen den beiden Handlungen heraus. Dieser Aspekt des Buches hat mir sehr gut gefallen. Denn „Der algerische Hirte“ ist nicht einfach ein Krimi, sondern auch ein Stück weit ein historischer Roman, der einen Einblick in den Unabhängigkeitskampf Algeriens gibt.

Dass es dabei oft sehr grausam und blutig zugeht, dürfte nicht verwundern. An die kühle und distanzierte Sprache, mit der die zahlreichen Morde und Folterungen geschildert werden, musste ich mich zu Beginn des Buches dennoch erst gewöhnen. Dieser Schreibstil verleiht dem ganzen Buch einen düsteren und trostlosen Beigeschmack, der jedoch gut zur Handlung passt. Dazu passt auch, dass die Hauptperson alles andere als ein Sympathieträger ist.

Die beiden Zeitebenen und die historischen Details verlangen ein aufmerksames und konzentriertes Lesen. Die spannende und actiongeladene Handlung hat mich jedoch gleichzeitig verleitet, die Seiten zu überfliegen und mein Lesetempo der Geschwindigkeit von Ranforts Motorrad anzugleichen. Dadurch dürften mir jedoch auch immer wieder Details entgangen sein. Dazu kommt, dass der Autor die Tendenz hat, nicht jede Szene zu beschreiben, sondern Sprünge in der Geschichte zuzulassen. Mich haben einige Stellen in dem Buch dadurch verwirrt, ab der zweiten Hälfte musste ich immer wieder einmal zurück blättern um zu verstehen, wer da gerade wo was macht.

Umso mehr hat mir dann jedoch das Ende des Buches gefallen. Viele offene Erzählstränge finden plötzlich wie von selbst zueinander und dort wo offene Fragen bleiben, gibt es dennoch genug Anhaltspunkte um der eigenen Phantasie freien Lauf zu lassen.

Fazit

Alle jenen, die sich von brutalen Romanen nicht abschrecken lassen und geschichtlich interessiert sind oder einfach actionreiche Krimis mögen, kann ich das Buch nur empfehlen.