Rezension

Chaotisch-romantische Unterhaltung

A Girls' Night In - Audrey & Ich - Lucy Holliday

A Girls' Night In - Audrey & Ich
von Lucy Holliday

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt
Libby Lomax ist eine von vielen Schauspielerinnen, die sich in Hollywood mit Statistenrollen über Wasser halten - dabei träumt sie nicht mal davon, ein erfolgreicher Star zu werden. Lieber liegt sie vor dem Fernseher und schaut sich in Jogginghosen grandiose Filme wie Frühstück bei Tiffany an. Ihre Enttäuschung über den Verlust ihrer aktuellen Rolle hält sich also in Grenzen. Schlimmer ist daran eher, dass sie a) im Beisein des Stars Dillon O'Hara gefeuert wurde und b) sie nicht nur ihr Kostüm versehentlich in Brand gesteckt, sondern dabei auch noch die Hälfte ihrer Haare eingebüßt hat. Ihre Pechsträhne geht weiter, als sie ihre neue Wohnung betritt, die seit der Besichtung um die Hälfte geschrumpft zu sein scheint, und noch dazu die falschen Möbel geliefert werden. Libby ist fertig mit den Nerven. Die Krönung ist jedoch, dass am Ende dieses desaströsen Tages plötzlich Audrey Hepburn auf ihrer Couch sitzt. Halluziniert sie jetzt etwa auch noch? Real oder nicht, Audrey erweist sich als äußerst hilfsbereit, denn sie setzt alles darabm Libbys Leben zum Guten zu wenden - Traumprinz inklusive!

Meinung
Da ich die Liebe zu Audrey Hepburn teile, schien der Roman wie für mich geschaffen. Ein Blick auf das erste Kapitel hat diesen Eindruck bestätigt - meine Neugier war geweckt. Und ich habe es während des Lesens zu keinem Punkt bereut, zu diesem Buch gegriffen zu haben.

Das lag zu einem großen Teil daran, dass Lucy Holliday heiter, geradezu beschwingt und leichtfüßig schreibt, dass ich sofort mitgerissen wurde. Hinzu kommt eine gute Portion Ironie - damit rennt man bei mir quasi offene Türen ein. Die Story klingt also nicht nur unterhaltsam, sie ist auch so geschrieben. Der Schreibstil ist dabei charakteristisch für die Protagonistin Libby, eine wenig erfolgreiche Schauspielerin, die ihren Beruf nicht mal leiden kann, sondern von ihrer ehrgeizigen Mutter seit ihrer Kindheit zu Castings geschleppt wird. Im Gegensatz zu ihrer Schwester Cass brennt sie also nicht gerade für ihren Job. Sie kann dem Glamour einfach nichts abgewinnen und hält sich lieber im Hintergrund. Sie bevorzugt es, sich die Filme anzusehen, statt darin mitzuwirken. Diese Bodenständigkeit ist einer der Gründe, warum mir Libby  auf Anhieb sympathisch war. Ein weiterer Pluspunkt war für mich, dass sie ein wahrer Pechmagnet ist. Unglücksraben erweichen einfach fast immer mein Herz. Außerdem sind so aberwitzige Momente vorprogrammiert. Natürlich würde ich nicht mit ihr tauschen wollen, aber komisch war es trotzdem - und ein wenig bitter. Das Tolle an Libby ist jedoch, dass sie  nicht resigniert, sondern versucht, zu retten, was noch zu retten ist. Ich denke, ihre besten Freunde Olly und Nora tragen aber zum Großteil dazu bei, dass sie sich nicht unterkriegen lässt. Sie stehen ihr immer mit Rat und Tat zur Seite. Olly ist besonders großartig: fürsorglich, aufmerksam, humorvoll, noch dazu begnadeter Koch - was will man mehr?! Umso mehr war ich ein wenig von Libby enttäuscht, dass sie ihn zu vernachlässigen beginnt, als der heißbegehrte und natürlich alles andere als unattraktive Schauspieler Dillon O'Hara Interesse an ihr bekundet. Ich leugne nicht, dass die Handlung ab da dann nicht ganz ohne Klischees weiterverlief. Das Gute war, dass Libby sich aber nicht ohne Weiteres von ihm hat einlullen lassen, sondern ihm gegenüber (so wie ich auch) immer etwas skeptisch gewesen ist. Ob die Skepsis begründet war oder nicht, lasse ich an der Stelle bewusst offen, um nicht zu viel zu verraten. Jedenfalls war Dillon öfter für eine Überraschung gut, im positiven wie im negativen Sinn. Gleiches gilt für Audrey: Sie war einfach bezaubernd in ihrer nahezu kindlichen Freude über die Neuerungen des 21. Jahrhunderts und ihrem Enthusiasmus, Libby unter die Arme zu greifen. Manchmal hat sie aber mehr Schaden angerichtet, als Gutes vollbracht. Dann wiederum hatte sie Momente, in denen sie erwachsen, weise, erhaben und natürlich äußerst stilvoll war. Es sind eben diese zwei Seiten, die sie so gut in Filmen zu verkörpern wusste und die sie zu einer Hollywoodgröße gemacht haben. Ich finde, Lucy Holliday hat das sehr gut in ihren Roman übertragen.

Libbys Familie fand ich dagegen die meiste Zeit über wirklich grauenvoll - allen voran ihren Vater. Ein derart egoistischer, unzuverlässiger Mensch ist mir bisher selten in Büchern begegnet. Wie er sich Libby und seiner Ex-Frau gegenüber verhält, ist meiner Meinung nach unverzeilich. Beim Lesen hat mich das regelrecht in Rage versetzt. Ich war zwar auch nicht von ihrer Mutter und ihrer Schwester, die der Inbegriff einer Drama-Queen ist, begeistert, aber er hat sie beide in den Schatten gestellt. Mehr als Verachtung habe ich nicht für ihn übrig. Ich bin ganz ehrlich: Ich wünsche mir für seine Zukunft etwas richtig Schlimmes.

Man mag zwar gleich am Anfang glauben zu wissen, wie sich die Handlung entfalten wird, aber man sollte sich nicht allzu sicher sein. Das Ende war zumindest nicht das, welches ich mir ausgemalt hatte. Allerdings erscheinen im nächsten Jahr zwei Folgebände, die noch viel Spielraum lassen. Werde ich Libby auf ihrem weiteren Weg begleiten? Definitiv!

Fazit
Zugegeben: keins der Elemente ist vollkommen neu für das Genre. Dennoch habe ich der Roman genossen, weil ich a) ein großer Audrey Hepburn-Fan bin, b) der Handlungsverlauf bei Weitem nicht so 08/15 ist, wie man zunächst vermuten mag, und c) Lucy Hollyday sehr amüsant schreibt. Man könnte den Roman in etwa mit einem von Sophie Kinsella vergleichen. Die Reihe werde ich also definitiv fortsetzen.

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