Rezension

Charmant, zauberhaft und so schön ...

Die Liebesbriefe von Montmartre - Nicolas Barreau

Die Liebesbriefe von Montmartre
von Nicolas Barreau

Bewertet mit 5 Sternen

Julien Azoulay ist Autor, Vater und Witwer. Er steht vor dem Grab seiner verstorbenen Frau Hélène und der Trauer ohnmächtig gegenüber. Wie soll er weiterleben und wie soll er sein Versprechen gegenüber seiner Frau halten, ihr dreiunddreißig Briefe zu schreiben, für jedes ihrer Lebensjahre einen, erfüllen. Sein Kopf ist leer, er kann nicht mehr schreiben und das Leben zieht ereignislos an ihm vorbei. Aber er überwindet sich und merkt beim Schreiben einen gewissen Trost und so erzählt er ihr von seinem Alltag. Wie sehr er sie vermisst, dass ihr Sohn Arthur keinen traurigen Papa mehr möchte. Ihre Freundin Cathérine ihn so gern trösten möchte, dass er seinen Roman nicht weiter schreiben kann und alle diese Briefe bringt er zum Friedhof Montmartre zum Geheimfach ihres Grabsteins. Bis eines Tages alle seine Briefe verschwunden sind und er stattdessen nur ein Steinherz findet. Julien ist erstaunt, überrascht und glaubt fest daran mit seiner Frau in Kontakt zu stehen, da keiner von den Briefen weiß. Aber das Besondere ist, auf jeden neuen Brief bekommt er nun eine Antwort und kleine Aufgaben dazu. Julien fängt an sein Leben neu zu betrachten und lässt Stück für Stück die Starre von sich abfallen. Wer liest seine Briefe? Von wem bekommt er Antworten? Und kann Julien doch sein Leben lieben?

Ein neuer Nicolas Barreau und man weis einfach schon vorab, das man die Geschichte lieben wird. Es ist ein Gefühl wie nach Hause kommen, man freut sich unglaublich darauf und hat dieses heimelige Wohlfühlgefühl. Ich bin mir zwar immer noch nicht sicher, wer nun hinter dem Autor steht, aber egal, dieser Zauber beherrscht diese oder dieser Schreiberling auf jeden Fall. Ob es mich nun wieder voll erwischt hat, erzähle ich euch nun.

Der Beginn der Geschichte ist unglaublich traurig. Unser Protagonist, der hier auch der Erzähler ist, Julien Azoulay leidet sehr unter dem Verlust seiner Frau. Er ist völlig in seiner Trauer gefangen und weiß nicht, wie es überhaupt weiter gehen soll. Für seinen Sohn funktioniert er einfach und versucht den Anschein eines geregelten Alltags zu wahren, aber er selbst ist leer. Nun rückt auch immer mehr der Abgabetermin für sein Buch näher und immer mehr flüchtet er sich in die Einsamkeit. Das Schreiben will einfach nicht klappen, die Stimmung für sein Buch passt einfach nicht und so versucht er sein Versprechen einzulösen und diese 33 Briefe zu schreiben. Tja, versprochen ist nun mal versprochen. Der erste Brief war gar nicht so schwer zu schreiben, nur die Überwindung es zu tun, war kräftezehrend und auf einmal, folgt ein Brief den anderen.

Wer nun glaubt, es bleibt weiterhin traurig und melancholisch hat sich geirrt, denn Julien soll noch ganz andere Wendungen, bis zurück in sein Leben durchwandern. Da haben wir die beste Freundin seiner Frau, die Julien wohl nicht nur trösten möchte, sondern sich vielleicht mehr vorstellen kann. Dann natürlich seine Familie, die ihm das Beste wünscht, aber nicht immer die Lösung präsentieren. Und dann ist da noch die zierliche Bildhauerin Sophie, die ihn ganz unbedarft behandelt und ihn eher rügt, als bemitleidet. Tja, und der absolute Hammer ist, als die Briefe verschwinden. In Juliens Trauerzeit ist einiges zu bewältigen und einige Irrwege zu beschreiten, bis das Licht des Lebens wieder auf ihn trifft und seinen Weg bescheint.

Ich lass alles Weitere nun beiseite, denn es ist einfach wunderschön zu lesen und das sollte man einfach selber tun. Die dunklen Gefühle sind am Anfang zwar stark präsent, lösen sich aber zwischendrin auf und gehen langsam über und werden von Schwarz, zu grau und zu farbig. Nicolas Barreau ist es wieder gelungen einen einfach in seine Geschichte zu ziehen, und auch wenn es diese Briefe nach den Tod Geschichten schon gibt, ist diese hier genauso besonders und lesenswert. Ich mag einfach wie sich die Figuren entwickeln, wie Gefühle erwachen und das hier einfach nicht zu dick aufgetragen wird. Die Geschichte ist leicht wie eine Feder und glitzert magisch im Sonnenlicht. Für mich wieder gelungen, als ob man einen Lieblingsfilm zum hundertsten Mal sieht, oder sich gemütlich in die Lieblingskuscheldecke einmummt. Man ist danach einfach glücklich und hat dieses wonnige warme Gefühl im Bauch. Und genau das mag ich so sehr an seinen Büchern.

Die Liebesbriefe von Montmartre ist eine ungewöhnliche Liebesgeschichte und eher ein Weg zurück ins Leben, einfach gefühlvoll, charmant, magisch und verzaubernd.