Rezension

Charmante Satire

Der raffinierte Mr. Scratch - Michael Poore

Der raffinierte Mr. Scratch
von Michael Poore

Bewertet mit 3 Sternen

Was habe ich aufgrund des Klappentextes erwartet?

Eine Geschichte über den Teufel als Fernsehmoderator, der in einer grausam - Unterhaltsamen Show den Menschen den Spiegel vorhält.

Worum geht es? 

Die Fernsehshow dient nur als Einleitung und nimmt einen minimalen Teil im Roman ein. Handlungsrelevant ist sie überhaupt nicht. Dies ist nur ein kleines Spielchen, dass der Teufel mit den Menschen spielt, um sie endlich auf den, seiner Meinung nach rechten Weg zu bringen. Das versucht er, um die Erde für seine große Liebe, einen Engel, attraktiver zu gestalten. Sie findet die Welt und die Menschen unterm Strich nämlich eher befremdlich und abscheulich und möchte deswegen nicht mit ihrem gefallenen Liebhaber dort die Ewigkeit verbringen. 

Ein paar Gedanken zum Inhalt: 

Die Handlung springt durch verschiedene Epochen der Geschichte und erzählt aus Sicht des Teufels und seiner Taten / Interventionen auf ironisch - satirische Weise vom Wesen und vor allem vom Scheitern der Menschen. 

Als roten Faden nutzt der Autor zum einen die Figur des Teufels, Mr Scratch. Diesen gestaltete er selbst auf der einen Seite sehr menschlich. Gab ihm jedoch auf der anderen Seite genügend befremdliche Elemente und natürlich so einige magische und übernatürliche Fähigkeiten, die den Teufel eben teuflisch machen. 

 Zum anderen nutz der Autor als Anker und Verbindungsglied die drei Mitglieder einer Hippie - Band, welche alle ihre Seele verkaufen und versuchen ihren Weg zu Ruhm, Reichtum oder Glück zu finden und dabei, wie sollte es anders sein, ganz menschlich, mal gewinnen, mal scheitern. 

Das ist amüsant zu lesen und recht kurzweilig. Die Sprache ist locker einfach und der Lesefluss angenehm. Die Satire ist nicht so böse wie es manch eines der aufgegriffenen Themen vielleicht verdient hätte, aber auf angemehme Art unterhaltsam. Vor allem gibt es überhaupt keinen belehrenden Unterton, der sich oft in Texten findet, die etwas an den Pranger stellen. Das tut der Autor nämlich hier, aber er tut es auf eine sehr charmante und symphatische Weise. 

Anfänglich irritierten mich die verstreuten recht graphischen groberen Passagen, die teilweise in die Fäkalsprache gleiten. Ebenso gibt es Stellen mir recht ekelhaftem Inhalt.  Doch dieser leichte Schmutz tut der Geschichte gut, ist wirklich nur eine kleine Facette des Romans und war für mich eine schöne Abwechslung von den heute so verbreiteten all zu glatten, all zu strahlenden Helden und Plots.

Überhaupt hatte ich das Gefühl, dass der Autor ein wenig nicht nur die Menschen sondern auch alle möglichen Formen der Medien auf die Shippe nimmt. Zum Beispiel durch die geschilderte Sexualität, die ebenso in moderater Form vorkommt. Hier hatte ich den Eindruck, dass der Autor diese Stellen mit einem großen Augenzwinkern schreibt. Fast wie eine Parodie auf das Klischee der perfekten, alles überwältigenden Leidenschaft, bei welcher jeder Beischlaf zum großartigsten sexuellen Erlebnis aller Zeiten wird. Bis zum nächsten Mal die Bettfedern quietschen und alles noch viel "tollerererer" wird. 

Daneben geht es auch um Ruhm, Starkult und vor allem die Medien und deren Umgang damit. Es wird unter anderem der Aufstiegt und Absturz eines Stars geschildert und wie schnell sie das Karusell der öffentlichen und medialen Aufmerksamkeit weiter dreht.  

Auch besagte Fernsehwhow ist ein Seitenhieb auf die modernen Unterhaltungsshows, inklusive einer Infotainment - Doku, denn der Teufel wird in dieser Zeit rund um die Uhr mit Kameras begleitet. 

Fazit: 

Die Bezüge auf aktuelle Themen, sowie der kleine Streifzug durch die Geschichte halten das Buch eher auf der real-satirischen Ebene. Magische oder teufliche Elemente sind nur gering vorhanden. 

Alles in allem hat mir das Buch recht gut gefallen. Für mich ist es soldies Mittelmaß. Es gibt bessere Bücher, es gibt aber auch weitaus schlechtere. Für meinen Geschmack versteht sich. Es war nicht so ganz das, was ich erwartet hatte, aber im Endeffekt passend. Anreiz es noch einmal zu lesen habe ich nicht.