Rezension

Da kommen Heimatgefühle auf

Pottprinzessin - Annette Lies

Pottprinzessin
von Annette Lies

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext
"Eine Schönheits-OP ist eine peinliche Angelegenheit. Vor allem, wenn sie schiefgeht. Und da manche Dinge besser in der Familie bleiben, lässt sich Bettina kurzerhand von ihrer Mutter pflegen. Leider nicht in München, wo ihr Leben ganz nach Plan verläuft, sondern daheim im Ruhrgebiet. Ein echter Kulturschock! Doch zwischen Pommes Schranke und Schalke-Arena ahnt Bettina, dass sie mit Schampus und Schickeria bisher den falschen Riecher hatte. Muss sie in ihrem Leben noch mehr geradebiegen als ihre Nase...?"
Beschreibung bei amazon.de
Eine Schönheits-OP ist eine ziemlich peinliche Angelegenheit. Vor allem, wenn sie schiefgeht. Und da manche Dinge besser in der Familie bleiben, lässt sich Bettina kurzerhand von ihrer Mutter pflegen. Leider nicht in München, wo ihr Leben ganz nach Plan verläuft, sondern daheim im Ruhrgebiet, dem "Pott". Ein echter Kulturschock! Das alles wäre nie passiert, hätte Klassenfiesling Mario Beyer sie damals nicht vor die Heizung geschubst. Viel Zeit, das alles gerade zu biegen bleibt Bettina kaum, denn abgesehen von ihren eigenen Problemen muss sie sich um die Hochzeit ihres Bruders mit der erstbesten Exotin kümmern, ihre Freundschaft zu Schulfreundin Corinna kitten und verhindern, dass ihre Mutter das Familienvermögen beim Teleshopping durchbringt. Eine ziemliche Herausforderung, selbst für eine Pottprinzessin...
Meine Meinung
Weder den Klappentext noch die Beschreibung von amazon finde ich gelungen. 
Bei beiden Varianten habe ich etwas ganz anderes erwartet, als ich schließlich dann im Buch gefunden habe. 
Ich hatte mir die Ich-Erzählerin Bettina völlig abgehoben vorgestellt - eine Schickimicki-Tussi aus München, die sich für etwas besseres hält und mit ihren Wurzeln nichts mehr am Hut haben möchte.
Dem ist aber glücklicherweise nicht so und so war mir Bettina dann doch nicht ganz so unsympathisch wie anfangs befürchtet. 
Insgesamt hat mir das Buch auch wirklich sehr gut gefallen. Mal wieder Pott zu hören bzw. zu lesen und dann auch seit langer Zeit wieder zu denken - das war schon schön.
Die auf dem Klappentext angedeutete Schönheits-OP mitsamt Familienchaos tritt erst nach gut einem Drittel des Buches auf den Plan und bis dahin hatte es so ein paar kleinere Längen - die im Übrigen immer mal wieder auftreten, was durch die Story dann aber wieder wett gemacht wird. 
Beinahe hätte ich dem Buch auch 5 Bücherwürmchen gegeben, aber dann kam ein Punkt, bei dem ich ein wenig angeeckt bin.
Die Recherche der Autorin hätte hinsichtlich Rechtsstreitigkeiten ein wenig genauer sein sollen. Als Laie überliest man diese Punkte eventuell, aber ich habe die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und der Lesespaß war dann auch erst mal dahin. Irgendwann kam er dann wieder und ich hatte das vorherige Fiasko fast wieder vergessen, da kam dann aber ganz am Ende - fast schon auf der letzten Seite - ein Fehler daher, der mich auch wieder gestört hat.
Man kann dies nun als pingelig darstellen, aber das waren eben Punkte, die mir im letzten Drittel den Spaß am Buch ein wenig genommen. Dennoch wiegen sie nicht so schwer, dass es nur noch zu 3 Bücherwürmchen gekommen wäre, denn der Rest der Geschichte und auch der Dialekt, haben es dann wieder herausgerissen.
Was ich mich allerdings noch gefragt habe war, woher kommt die Autorin (ich weiß, aus Herne - ist also nur rhetorisch), dass sie schreibt, dass die Jogginghose im Pott zum normalen Kleidungsstil gehört? Das kann ich nun nicht ganz so unterschreiben - aber vielleicht gibt es da ja im Ruhrgebiet auch regionale Unterschiede.
Fazit
Alles in allem ein lockeres Buch über Heimat, Bodenständigkeit, Liebe, alte Freundschaften und das Ruhrgebiet.
Ein tolles Buch, das ich gerne weiter empfehle.