Rezension

Dahin plätschernde Geschichte, inhaltlich unbefriedigend, sprachlich auf hohem Niveau

Das Leben ist ein wilder Garten - Roland Buti

Das Leben ist ein wilder Garten
von Roland Buti

Bewertet mit 3.5 Sternen

Vielversprechender Beginn, der für mich im Nichts verläuft, unbefriedigend trotz lebenskluger Gedanken und poetisch-bildhafter Sprache

Es fängt interessant an und löst sich gegen Ende hin in Nichts auf, unbefriedigend für mich als Leser.

Der Landschaftsgärtner Carlo Weiss, geschieden von Ana, die er immer noch liebt und auch trifft, erfährt, dass seine leicht demente Mutter aus dem Altenheim weggelaufen ist. "Das ist kein Heim. Das ist sogar das genaue Gegenteil davon" (67). Sie ist zum Grand Hotel ihres Heimatortes gereist, an das sie anscheinend wunderbare Erinnerungen hat, die ihrem Sohn aber unbekannt sind.

Das wäre eine gute Gelegenheit gewesen, eine runde Geschichte zu konstruieren, aber leider verläuft sie so im Sande, dass ich als Leser nicht weiß, was der Autor eigentlich vermitteln wollte. Vielleicht einfach nur erzählen? Dazu ist die Geschichte aber mit zu vielen Begebenheiten angereichert, deren Funktion für den Roman mir nicht einleuchten. Auch die im Klappentext angekündigte 'glamouröse Vergangenheit' der Mutter kann ich so nicht erkennen.

Sehr schade, denn es gibt einiges Positive:

  • die Person des Agon aus dem Kosovo, Gehilfe im Gartenbau, früher Französischlehrer am Gymnasium, ein Riese mit Schaufelhänden, eine Seele von Mann, zart besaitet und sehr sympathisch,
  • eine wundervoll poetisch-bildhafte Sprache mit besonders vielen Gerüchen,
  • viele lebenskluge Sätze zum Anstreichen, z.B.

"… und wie zivilisiert eine Gesellschaft ist, äußert sich seiner Ansicht nach ganz unmittelbar darin, welche Wichtigkeit sie den Großmüttern angedeihen lässt." (Agon, 29)

"… weil ich meine ganze Zeit mit Hoffen verbracht habe … Die meisten Menschen leben so." (31)

"… dass der Kommunismus in meiner bäuerlichen Heimat immer nur eine traurige Illusion war … dass der Mensch sich seit jeher danach sehnt, eine persönliche Beziehung zu seiner Umgebung zu pflegen." (116)

Allerdings finden sich zum Ende hin auch einige seltsame, mir unverständliche Sätze, wie z.B. "Ich war verwirrt von der Plastizität meines Geistes." (158). Ich verstehe die Wörter, aber nicht den Sinn und finde dies wie auch einiges andere als überkandidelt.

Kurz und gut: ein ruhiges Buch mit vielen schönen Sätzen und einer bildhaften Sprache, das mich aber inhaltlich bzw. von der Konstruktion her nicht überzeugen konnte.