Rezension

Dank geringerer Zeitsprünge das Highlight der Reihe

The Last Piece of His Heart -

The Last Piece of His Heart
von Emma Scott

Bewertet mit 4.5 Sternen

Mit „The Last Piece of His Heart” endet bereits wieder die Lost Boys-Reihe von Emma Scott. Die Grundlage fand ich immer schon sehr ansprechend, aber ich habe mich mit den ersten Bänden vor allem dann schwer getan, wenn es an Zeitsprünge ging, die der Geschichte eine gehörige Portion Emotionalität genommen haben. Das war eben deswegen so bedauerlich, weil Scott und ihre Erzählweise eben von diesen Gefühlen lebt. Nun war ich gespannt, wie ich es beim letzten Band erleben würde und ich muss sagen: das Beste kommt zum Schluss!

Da die drei Bände ja nahezu parallel gespielt haben und sich nicht wie in anderen Reihen die Liebesgeschichten brav aneinander reihen, war es manches Mal schon eine Qual, schon so viel angedeutet zu bekommen und aber von den eigentlichen Antworten zeitlich noch arg entfernt zu sein. Aber es war eher eine bittersüße Qual, manchmal ärgerlich, aber eben auch spannungsaufbauend und ließ im Kopf viel Platz um sich seine eigenen Gedanken zu machen. Nun sind wir aber endlich bei der Geschichte von Ronan und Shiloh angekommen und sie ist alleine schon die Beste, weil hier die wenigstens Zeitsprünge gemacht wurden. Das war wirklich extrem angenehm. Zwar vergeht auch über diesen Abschlussband viel Zeit, insgesamt etwa vier Jahre, würde ich sagen, aber es ist viel natürlicher verteilt worden. Es wirkte auch nicht so, als müsste ein Cut gemacht werden, sondern wenn Ronan und Shiloh zwischendurch Abstand hatten, dann lag es immer in ihren Charakteren begründet. Deswegen musste man sich nicht immer neu orientieren, sondern es war eher eine organische Folge, dass nach längerer Funkstille der Kontakt wieder in Gang kommt.

Über Ronan wussten wir im Verhältnis mehr als über Shiloh, aber letztlich haben wir auch über ihn noch unheimlich viel gelernt und er ist von den drei Jungs spielerisch leicht meine Nummer 1 geworden. Er ist körperlich wohl der größte und einschüchternde, aber genau deswegen erschien er mir umso sanfter. Sein Schicksal hat mir wehgetan, aber es hat mich eben auch beeindruckt, wie er trotz der allzeit präsenten Angst wie sein Vater zu sein dennoch auf eine zurückhaltende Art immer sein Herz hat sprechen lassen. Das hat man dann nicht nur im Umgang mit Miller und Holden und eben Shiloh gemerkt, sondern auch mit den Mietern, die er auf seine Art vor seinem Onkel abgeschirmt hat. Ja, die Gewalt ist ein Teil seiner Ausdrucksform, aber man hat dennoch gemerkt, dass er so sich nicht gerne zum Ausdruck bringt und das hat mich berührt. Über Shiloh haben wir so unendlich viel gelernt. Als Freundin von Violet hat man sich wirklich nur ein unzureichendes Bild von ihr machen können. Zwar war sie mir auch da schon sympathisch, aber dennoch war es noch einmal ganz anders, sie nun wirklich aus ihrer Perspektive kennenzulernen. Auch sie mochte ich am Ende am liebsten. Auch wenn ich sagen muss, dass das Geheimnis rund um ihren Vater zu klar und offensichtlich war und ich mir manches Mal echt dachte: warum kann Shiloh diese Möglichkeit noch nicht mal denken? Aber das ist am Ende nur ein kleiner Aspekt, der für einen Dramazwischenspurt gebraucht wird.

Ansonsten ergänzen sich Ronan und Shiloh einfach so wunderbar und spätestens als sie weiß, wie sie gezeugt wurde, sind die Parallelen noch offensichtlicher. Da hatte Ronan seinen stärksten Moment im ganzen Buch, weil er die Parallelen angesprochen hat und dadurch ableiten konnte, dass sie eben genau deswegen füreinander da sein können, weil sie die Überzeugung, nicht liebenswert zu sein, als absurd vom jeweilig anderen gespiegelt bekommen. Mir hat in diesem Band auch die Gruppe an Nebenfiguren sehr gefallen. In den ersten beiden Bänden gab es sie zwar immer schon füreinander, aber die jeweiligen Pärchen steckten sonst oft in einem richtig üblen Umfeld fest. Da war es schön, dass Shiloh so eine tolle Urgroßmutter sowie Onkel/Tante/Cousine hat, was die Enttäuschung durch ihre Mutter aufgefangen hat. Bei Ronan war es dann eben die Mieterin mit ihren Zwillingen und die Lost Boys. Trotz der kriminellen Energie durch andere Nebenfiguren war es atmosphärisch mehr von Zusammenhalt und Optimismus geprägt. Den größten Zeitsprung übersteht das Buch am Ende auch überzeugend. Auch hier hat mich alles überzeugt. Wirklich ein richtig runder Abschluss und hier hat Emma Scott das meiste richtig gemacht.

Fazit: „The Last Piece of His Heart” ist definitiv der Band der Reihe, der mich am meisten berühren und mitreißen konnte. Da die Zeitsprünge hier nicht so ausgiebig genutzt wurden, konnte sich die Liebesgeschichte besser im Jetzt entwickeln und da ist alles zur Geltung gekommen, was ich von seiner Handlung brauche. Sehr empfehlenswert!