Rezension

Das Dunkel zeichnet so manche Kante weich..

Alles ist besser in der Nacht - Rebecca C. Schnyder

Alles ist besser in der Nacht
von Rebecca C. Schnyder

Bewertet mit 3.5 Sternen

Billy ist im Krieg. Vor allen Dingen gegen sich selbst, irgendwie aber auch gegen alles andere. Auch gegen den Typen, den sie eigentlich ziemlich toll findet und "den Hund" nennt. Nicht abwertend, natürlich nicht. Aber irgendwie dann doch. Rettung oder der letzte Stoß? Hängt wohl von Billy ab. Und Beziehungen konnte sie noch nie besonders gut.

Ich glaube um dieses Buch zu lesen und dabei nicht das kalte Grauen zu bekommen, muss man selbst ein bisschen sein wie Billy. Ist man das findet man sich sofort in ihr wieder. Quasi Selbstspiegelung, völlig überzeichnet und noch viel verkorkster, als man selbst es ist. Und auf einmal kann man sich wieder normal fühlen. Und mag sie. Weil man weiß, dass sie eigentlich nur einen Schritt weiter auf dem Kontinuum Richtung Verfall ist als man selbst.
Billy raucht, trinkt und arbeitet nicht. Doch das sind eigentlich nicht die Grundprobleme. Eigentlich kann sie sich nur selbst nicht leiden. Und die Mauern um ihr Herz sind höher als die meisten Berge die man hierzulande findet.
Noe, der Hund, ist das Gegenteil. Das Licht zum Schatten. Da darf man doch hoffen, dass er Billy ein bisschen mitziehen kann. Aber so leicht ist das Leben nicht. Niemals. Und auch das Buch macht es sich nicht so leicht.
Denn mitziehen muss man sich lassen. Und selbst das scheint Billy erstmal zu viel. Also stößt sie lieber von sich. Das kann sie. 

Vor dem Aufschlagen sollte man bedenken, dass man das ganze hier aus Billys Perspektive erlebt. Und die ist alles andere als gesund. Dieses Buch wird triggern - wer sich also geistig nicht in der Verfassung sieht : Finger weg. In Billys Welt sind Alkoholmissbrauch und Magersucht so normal wie für uns Kaffee und Frühstück.

Letztendlich ist dieser Roman hier einfach anders. Kein Meisterwerk und dennoch eine Bereicherung. Zum Lesen und Abtauchen. Und danach wieder besser fühlen. Das offene Ende ist zwar stimmig, mir aber doch zu offen. 
Das Werk hat seine Mängel, wie Billy selbst. Mögen kann man es aber dennoch