Rezension

Das Geheimnis der Hebamme

Das Geheimnis der Hebamme - Sabine Ebert

Das Geheimnis der Hebamme
von Sabine Ebert

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt
Marthe ist gerade mal 14 Jahre alt, als sie eines Abends zum ihrem Burgherr gerufen wird, um dessen Frau bei der Entbindung eines Kindes beizustehen. Eigentlich ist ihre Ziehmutter Serafine die weise Frau im Dorf, die sich um die Geburten der Dorfbewohner kümmert und auch um deren Krankheiten und Gebrechen. Doch die liegt zu diesem Zeitpunkt im Sterben und Marthe wird von ihrem Totenbett von Wulfharts Männern weggezerrt. Todunglücklich ergibt sich Marthe ihrem Schicksal und versucht, der jungen Frau bestmöglichst bei der Geburt zu helfen. Als der Sohn des Burgherrn dann aber tot geboren wird, will Wulfhart der jungen Hebamme Hände und Füße abschlagen lassen. Marthe gelingt die Flucht, doch schon steht sie vor dem nächsten Problem: wo soll sie jetzt hin? Zurück in ihr Zuhause kann sie nicht, da die Männer von Wulfhart dieses zwischenzeitlich niedergebrannt haben. Ihre Ziehmutter ist tot und das junge Mädchen steht vor dem Nichts. Sie sieht ihren einzigen Ausweg darin, sich den Siedlern anzuschließen, die an diesem Tag das Dorf Richtung Osten verlassen haben, um sich in der Mark Meißen auf unerschlossenem Gebiet ein neues Leben aufzubauen. Ritter Christian, der gemeinsam mit seinem Knappen Lukas, den Zug anführt, ist bereit, Marthe aufzunehmen. Doch damit hat die Gefahr für Marthes Leben noch lange kein Ende...

Cover
Jajaja... das Cover... Das ist mal wieder so eine Sache. Gerade bei Historischen Romanen finde ich da ne Covergestaltung immer schwierig, weswegen ich da eigentlich immer recht großzügig bin. Aber bei diesem Buch kommt mal wieder der Umstand zum tragen, dass das Cover eine junge Frau ziert. Ich mag solche Cover gar nicht, also diese Cover mit Personen drauf. Denn dadurch wird mir als Leser ein bestimmtes Bild vorgegeben, aber ich möchte mir von den Protagonisten eben selbst ein Bild machen. Bei diesem Buch kommt noch dazu, dass Marthe im Buch mit braunen Haare beschrieben wird, und die Frau auf dem Cover blond ist...

Das hat mir gefallen
Die Geschichte wird um die Hauptfigur Marthe gesponnen und trotzdem wird auch die Geschichte einiger Nebenfiguren erzählt, was mir sehr gut gefallen hat. Die ganze Story beginnt auch gleich ohne viel Vorgeplänkel direkt an dem Abend, an dem Marthe zur Burg von Wulfhart gebracht wird, um dessen Frau bei der Geburt zu helfen. Obwohl der Leser eigentlich von Anfang an ahnt, dass das Kind sterben wird und Marthe dadurch in Gefahr gerät, bleibt es gleich von Anfang an spannend. Immer wieder kommt es zu solchen Passagen, aus der die junge Frau sich immer wieder retten kann, ohne dass die Geschichte konstruiert wirkt. Über die kompletten 650 Seiten hinweg ist es mir eigentlich nicht einmal langweilig geworden. Auch die Passagen, in denen Marthe nicht mitspielt, wie etwa die Geschichte rund um Markgraf Otto und seine kluge Frau Hedwig, hab ich mit Begeisterung gelesen. Dabei hat auch Sabine Eberts Schreibstil beigetragen, mit dem sie sich bemüht hat, ein Stück der vergangenen Sprache aufzunehmen, ohne das ganze unverständlich zu machen. Im Gegenteil, Frau Ebert gelang es, ihre Schreibstil einfach, aber trotzdem authentisch zu halten. Hinsichtlich der Charaktere konnte mich die Autorin absolut abholen. Marthe ist trotz ihrer 14 Jahre doch schon recht reif, was vielleicht den einen oder anderen Leser stören könnte. Aber für die Geschichte war es wichtig, dass sie eben so ist, wie Ebert sie ausgestaltet hat. Und Ritter Christian lässt jede Leserin dahinschmelzen mit seinem Charme und dem ausgeprägten Beschützerinstinkt. Aber auch die Nebencharaktere, trotz ihrer Vielzahl, konnten mich überzeugen, da sie alle ihre ganz eigenen Charaktereigenschaften haben, die mal etwas mehr und mal etwas weniger klischeehaft ist, was mich persönlich jetzt aber nicht so gestört hat. Schließlich ist mir noch die Verknüpfung von realen Geschehnissen mit dem Erfundenen positiv aufgefallen. Zu meiner Überraschung findet sich am Ende des Buches eine kleine Zusammenfassung, welche tatsächlichen Geschehnisse dem Buch zugrunde liegen, inwieweit diese von der Autorin so übernommen oder etwas abgeändert wurden und wo Sabine Ebert ihre eigenen Ideen verwirklicht hat. Das hat mir wirklich sehr gefallen, da ich bei historischen Romanen eigentlich mich immer kundig mache, ob der Geschichte etwas Wahres zugrunde liegt und diese Arbeit wird einem hier abgenommen. Außerdem wurden im Buch mitterlalterliche Begriffe verwendet, was de Schreibstil wirklich gut getan hat. Diese Begriffe werden anhand einer Auflistung ebenfalls am Ende des Buches erklärt. Dies dient der Authenzität, ohne Verständnisschwierigkeiten beim Leser hervorzurufen. Da hat sich echt jemand Gedanken gemacht.

Das hat mir nicht gefallen
Leider habe ich bei "Das Geheimnis der Hebamme" auch einen kleinen Mankopunkt gefunden. Grundsätzlich habe ich ja nichts dagegen, wenn Autoren ihre Phantasie spielen lassen und ihre Ideen auch umsetzen, aber hier hatte ich manchmal das Gefühl, dass es Frau Ebert an manchen Stellen etwas übertrieben hat. So dichtet sich Marthe beispielsweise Heilkräfte an, wo ich mich dann eher an einen Fanatsy-Roman erinnert gefühlt habe. Auch das Ende der ganzen Geschichte war zwar nett und dient auch der Liebesgeschichte, aber so wäre das im wahren Leben im Jahr 1172 niemals geschehen!! Wie gesagt, einen gewissen Spielraum muss jeder Autor haben, aber das fand ich dann einfach ein wenig "too much".

Fazit
"Das Geheimnis der Hebamme" ist der Auftakt der Hebammen-Saga, der durchaus Lust auf mehr macht. Die Geschichte überzeugt sowohl durch eine schöne, aber dezente Liebesgeschichte, durch Action und nimmt den Leser mit ins 12. Jahrhundert. Außerdem habe ich sogar noch etwas über die deutsche Geschichte, im speziellen über die sächsische Geschichte dazugelernt. Mich konnte das Buch auf jeden Fall unterhalten und ich freue mich auf den zweiten Teil.