Rezension

Der Commandante spricht - hört ihm zu!

Mein Leben - Fidel Castro

Mein Leben
von Fidel Castro

Er hat mehrere US-Präsidenten und noch mehr Attentate überlebt. Fidel Castros Verteidigungsrede vor Gericht, nach seinem ersten, gescheiterten Umsturzversuchs in Kuba, endet mit seiner Feststellung: "Die Geschichte wird mich freisprechen." Das, sehr umfangreiche, in Zusammenarbeit mit dem Journalisten und Ehrenpräsidenten von Attac Ignacio Ramonet geschriebene, Werk "Mein Leben" ist Autobiographie, politisches Vermächtnis, aber auch Verteidigungsschrift des Commandate Dr. Fidel Castro Ruz. 

Castro lässt den Leser mit seinen Memoiren an einem Teil der Weltgeschichte teilhaben, die für die meisten, eurozentristischen Menschen nahezu unbekannt (oder nur aus der amerikanischen Sicht bekannt) ist. Castro nutzt seine Memoiren, um sich der vielfältigen Kritik und Verleumdung entgegenzustellen, der er Zeit seines Lebens immer ausgesetzt war. Er streitet nicht ab, dass es auf Kuba politische Gefangene gibt, erläuter aber, warum diese Menschen eine Strafe abzusitzen haben und scheut auch Vergleiche zu anderen Ländern nicht. Castro erläutert die Prinzipien der Revolution und erzählt von der Geschichte Kubas und seines eigenen, sicherlich sehr interessanten, Lebens. Auch seine Sicht auf die Rolle der USA, in der "Kubakrise" und der Weltpolitik allgemein, ist durchaus erhellend. Er äußert sich zu aktuellen Fragen der Weltpolitik, und man erkennt, dass Castro kein ungebildeter Barbar, sondern ein gebildeter und belesener Staatsmann ist. 

Für eine Autobiographie eines Politikers ist "Mein Leben" überraschend sachlich geschrieben, auch wenn Castro  einigen Stellen bestimmt sehr subjektiv und beschönigt schildert - niemals aber belügt er den Leser. Er ist offen für Kritik, gesteht Fehler ein, verteidigt aber immer seine Sicht der Dinge, und begründet seine, als kubanischer Staatschef, getroffenen Entscheidungen. In jeder Zeile ist der, bewundernswerte, Idealismus des Commandate zu spüren. Jedem Leser bleibt natürlich selbst überlassen, inwieweit er sich Castros Meinung anschliesst, man sollte aber doch so fair sein, einen Menschen erst dann zu kritisieren, wenn man seine Sicht kennt. "Mein Leben" ist ein wichtiges Dokument zur Zeitgeschichte und aus meiner Sicht ein wundervolles, und unbedingt lesenswertes, Buch.